Mit viel Tamtam hat Daimler-Boss Dieter Zetsche gestern Abend in Stockholm (S) die Hüllen des ersten Elektro-SUV von Mercedes fallen lassen. «Der E-Antrieb ist ein wichtiger Baustein der Mobilität der Zukunft. Daher investieren wir mehr als zehn Milliarden Euro in EQ-Produkte und über eine Milliarde in die Batterieproduktion.» Bei aller Euphorie des charismatischen Big Boss, etwas blieb Zetsche verwehrt: Mercedes ist nicht der erste europäische Edelhersteller, der einen E-SUV auf den Markt bringt – seit Monaten kann der schnieke I-Pace von Jaguar bestellt werden.
Mercedes vor Audi und BMW
Doch immerhin schlagen die Stuttgarter ihre bayrischen Konkurrenten aus München und Ingolstadt: Während BMW schon seit 2015 den mehr oder weniger erfolgreichen i3 hat und dareinst auch ein i5 und der Elektro-SUV ix3 folgen sollen, ist Audi mit dem E-Tron Ankündigungs-Weltmeister. Mit Salami-Taktik geben die Ingolstädter seit gefühlter Ewigkeit erste Vorab-Bilder, Daten und Details preis. Demnächst soll er endlich enthüllt werden und dann Anfang 2019 auf den Markt kommen.
Keine Design-Überraschung
Andererseits: Die Produktion des EQC soll ebenfalls erst im Frühjahr anlaufen. Doch wenigstens weiss die Welt nun, wie die Elektro-Zukunft von Mercedes aussieht: unspektakulärer als erwartet. Das schwarze Gesicht mit erstmals verbundenen Tagfahrlichtern überrascht nach der Konzeptstudie zwar niemanden mehr. Dass das Leuchtband am Heck eine gewisse Ähnlichkeit zur Rückansicht diverser Porsche hat, schon eher. Überhaupt wirken die schmalen LED-Lichteinheiten vorne wie hinten angesichts der grossen Karosserieflächen recht filigran und klein.
Viel Technik, viel Platz
Der Innenraum ist auf dem neuesten Stand der Mercedes-Technik: Das innovative Infotainment und die riesigen Volldigital-Instrumente wirken futuristisch, edel und gut verarbeitet. Auch praktisch punktet der EQC: Das Platzangebot im 4,76 Meter langen SUV ist vorne wie hinten insbesondere dank 2,87 Meter Radstand sehr gut. Der Kofferraum schluckt 500 Liter, und auf Wunsch lässt sich der EQC mit einer Anhängerkupplung ausstatten, mit der man 1,8 Tonnen schwere Hänger schleppt.
Bis zu 450 Elektro-Kilometer
Bei Leistungsdaten rangiert die 2,4 Tonnen (!) schwere E-Wuchtbrumme im Wettbewerbsumfeld: Zwei E-Motoren an Vorder- und Hinterachse leisten 408 PS, die über ein 650 Kilo schweres 80-kWh-Batteriepaket gespeist werden. Die maximale Reichweite soll bei 450 Kilometern liegen, während das maximale Drehmoment 765 Nm beträgt. Der Spurt von 0 auf Tempo 100 geht in flotten 5,1 Sekunden vonstatten, die Spitze liegt bei 180 km/h.
Preis auf Premium-Niveau
Für den gewünschten Vortrieb sorgen fünf Fahrprogramme (Comfort, Eco, Max-Range, Sport und Individual). Der Fahrer kann über Schaltwippen am Lenkrad die Rekuperationsleistung regeln und so die Reichweite beeinflussen. Der EQC ist mit einem 7,4-kW-Bordladesystem ausgestattet, mit dem er zuhause oder an öffentlichen Ladesäulen nachtankt. An Hochleistungs-Systemen kann der Akku mit bis zu 110 kW geladen werden – nach 40 Minuten ist der Akku auf 80 Prozent Kapazität. Preise für den EQC nennt Mercedes noch nicht. Sie dürften im Sommer 2019 aber bei mindestens 80'000 Franken starten – teuer, aber auch nicht teurer als die Konkurrenz.