E-Autos im Occasionshandel
Sind gebrauchte Stromer unverkäuflich?

Mit dem steigenden Angebot an Elektro-Neuwagen wächst auch deren Occasionsgeschäft. Nur: Wie gross ist der Wertverlust von gebrauchten E-Autos? BLICK hat nachgefragt.
Publiziert: 29.11.2019 um 11:16 Uhr
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Der Wertverlust bei gebrauchten E-Autos mit grosser Batterie-Reichweite (wie z.B. das Tesla Model S) ist vergleichbar mit jenem von konventionell angetriebenen Autos.
Foto: werk
Raoul Schwinnen

Gebrauchte Elektroautos seien unverkäuflich, behauptete kürzlich ein Kollege am Stammtisch. Stimmt nicht, sagen die Experten. «Inzwischen ist der Wertverlust bei Elektroautos der aktuell neuesten Generation, also mit ausreichend grosser Batterie-Reichweite, vergleichbar mit jenem von konventionell angetriebenen Fahrzeugen», weiss Robert Madas, Direktor Insights & Analysis bei Occasionsspezialist Eurotax.

Er gibt allerdings zu, dass es zwischen einzelnen Modellen beachtliche Unterschiede gibt. Vor allem die Elektroautos der ersten Stunde – mit einem hohen Neupreis, geringer Reichweite, langer Ladedauer und oft gewöhnungsbedürftigem Design – haben einen deutlich höheren Wertverlust.

Akkukapazität kein Thema

Die mit den Jahren bekannten Kapazitätsverluste bei den Akkus lässt Robert Madas als Killerargument fürs E-Auto-Occasionsgeschäft nicht gelten. «Der Kapazitätsverlust mag eine Rolle spielen, insbesondere bei E-Fahrzeugen der ersten Generation mit noch deutlich geringerer Akkukapazität», sagt der Eurotax-Experte. «Aber ein gewisser, üblicher Kapazitätsverlust ist bei der Reichweitenangabe der Hersteller bereits einkalkuliert und kaum ein Restwert-Thema. Zudem ist die Lebensdauer der Batterie durch die deutlich verlängerte Werksgarantie im Vergleich zu normalen Occasionen kaum ein Thema.»

Stärkerer Lebenszyklus-Effekt

Er gibt aber zu bedenken: «Aufgrund schnellerer Technologie-Alterung bei E-Fahrzeugen gehen wir grundsätzlich von einem stärkeren Lebenszyklus-Effekt (also Wertverlust) aus, sobald die Nachfolge-Generationen auf den Markt kommen.» Ein aktuelles Preiszerfall-Beispiel ist der VW E-Golf, dessen Preise nach der Ankündigung des neuen VW ID.3 in den Keller purzeln.

Tesla hat die Nase vorn

Interessant: Wie bei konventionell angetriebenen Autos gibts auch bei E-Fahrzeugen beim Restwert Unterschiede nach Segment, Marke und Modellgeneration. So erzielt Tesla aktuell in allen Altersgruppen deutlich höhere Restwerte als die preislich günstigeren Mitbewerber. Madas: «Hier spielt Tesla den Vorteil des Newcomers, der voll auf die E-Mobilität gesetzt hat, aus. Mit hoher Reichweite, sehr guten Fahrleistungen und einem neuen Vertriebsansatz sowie fixen Verkaufspreisen konnte Tesla einen Restwert-Vorteil gegenüber den etablierten Herstellern erzielen. Diese boten ihre Stromer zum Teil nur halbherzig an, quasi für Freaks, oft basierend auf Modellen, die nicht wirklich für die Elektrifizierung vorgesehen waren. Zudem mussten die anfangs sehr hohen Listenpreise dieser Erstgeneration-E-Fahrzeuge bald massiv gesenkt werden.»

Die Konkurrenz holt auf

Tesla dagegen verzeichnete auch aufgrund von Restwertstützungsmassnahmen und dem grossen Erfolg in der Schweiz vom Start weg recht gute Restwerte. «Allerdings», so Robert Madas von Eurotax, «erzielen bei jungen Occasionen der neuesten Stromer-Generation die Mitbewerber mittlerweile vergleichbare Restwerte.» So liegt der Jaguar I-Pace oder auch der Hyundai Kona Electric inzwischen etwa auf Tesla-Niveau.

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