Hier stürzt ein fliegendes Taxi vom Himmel
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Crashtest der Superlative:Hier stürzt ein fliegendes Taxi vom Himmel

Dynamic Test Center (DTC): 25 Jahre testen, analysieren und entwickeln
Die Berner Crashprofis

In den 25 Jahren seines Bestehens hat das Dynamic Test Center (DTC) in Vauffelin BE den Wandel vom analogen ins digitale Zeitalter an vorderster Front mitgemacht. Entsprechend veränderten sich die Tätigkeitsfelder der Ingenieure.
Publiziert: 23.06.2019 um 11:06 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2020 um 09:20 Uhr
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Zum 25-Jahr-Jubiläum inszeniert das Dynamic Test Center einen Crash der Zukunft. Ein am Seil befestigter Kleinwagen simuliert ein Flugtaxi, das bei einer Notlandung gegen ein autonom fahrendes Fahrzeug prallt.
Foto: Werk
Pascal Kistler

Idyllisch ist das Dynamic Test Center (DTC) mit seinen Büros, Werkshallen und eigener Teststrecke im kleinen Vauffelin oberhalb Biel BE in die Natur des Berner Juras eingebettet. Weniger idyllisch ist, was seit genau 25 Jahren auf diesem Gelände praktiziert wird. Denn das DTC ist ein Unternehmen, das sich hauptsächlich mit der Sicherheit und der Dynamik von Fahrzeugen aller Art beschäftigt. Wir entdecken auf dem weitläufigen Areal neben den für Crashtests vorbereiteten PW und LKW diverse weitere Fahrzeuge mit zwei, drei, vier und noch mehr Rädern.

Selbst Schienenfahrzeuge, Seilbahnkabinen oder Flugzeuge bzw. Komponenten davon werden von den Experten in Vauffelin unter die Testlupe genommen und gecrasht. Derzeit forschen, entwickeln, prüfen und testen 48 Mitarbeiter – zwei Drittel Ingenieure – in den Hallen und auf dem grossen Aussengelände. Ihre Dienstleistungen und Expertisen bieten sie allen interessierten Kreisen aus Industrie, Gewerbe und Behörden an. Mit Erfolg. Schritt für Schritt wurde die DTC-Infrastruktur im letzten Vierteljahrhundert bis hin zum Bau der 800 Meter langen Prüfstrecke erweitert.

25 Jahre im Dienst der Sicherheit

Vor einer Woche feierte das DTC, das eng mit der Berner Fachhochschule Technik und Informatik (BFH-TI) zusammenarbeitet, sein 25-jähriges Bestehen. Mit Labordemonstrationen und Vorführungen wurden den geladenen Gästen die neuen Möglichkeiten und Tätigkeitsfelder präsentiert, die sich heute aufgrund der weit fortgeschrittenen Digitalisierung ergeben haben. In allen Disziplinen stehen stets die Erhöhung der Sicherheit und die Optimierung der Umweltverträglichkeit im Mittelpunkt.

Waren noch Mitte der 1990er-Jahre der Tempomat, ABS oder ESP die einzigen elektronischen Helfer auf dem Gebiet der aktiven Sicherheit, wird heute eine Vielzahl solcher Fahrassistenzsysteme in modernen Autos verbaut. Alle mit der Idee, dass es gar nicht erst zu einem Crash kommt. Selbst Kleinwagen profitieren inzwischen serienmässig von Spurwechselassistenten, Notbremssystemen oder automatischen Parkhilfen. Mit der Digitalisierung und der rasch fortschreitenden Konnektivität verändert sich natürlich auch die Arbeit der DTC-Ingenieure wesentlich. DTC-Geschäftsführer Bernhard Gerster: «Die Computersimulation bedeutete für uns einen besonders grossen Schritt. Heute können wir praktisch alle Realversuche schneller und kostengünstiger digital ausführen.»

Zum Jubiläum ein Crash der Zukunft

Die passive Sicherheit moderner Autos, also der Insassenschutz, bewegt sich schon seit Jahren auf hohem Niveau. Sicherheitsgurte, Gurtstraffer und Airbags sorgen bei einem Unfall für weitgehenden Schutz der Passagiere. Die passive Sicherheit zweier futuristisch anmutender Unfallgegner stand denn auch beim spektakulären Demo-Crash vor den geladenen Jubiläumsgästen in Vauffelin im Fokus. Den Blick in die Zukunft gerichtet, liessen die DTC-Tester ein mit vier Insassen besetztes autonom fahrendes Auto mit einem Flugtaxi kollidieren, das aufgrund einer technischen Panne notfallmässig von schräg oben eine Notlandung versuchte und dabei mit dem autonomen Fahrzeug crashte.

Wirkte der an einem Seil von oben herabgeführte Mitsubishi iMiev, der mit Propellern am Dach das in Not geratene Flugtaxi simulierte, vielleicht etwas skurril, zeigte dieser futuristisch angehauchte Crashtest aber eindrücklich, wie die künftig autonom fahrenden Fahrzeuge mit ihren neu gestalteten Innenräumen die Entwickler von Rückhaltesystemen vor neue Herausforderungen stellen. Denn statt in reiner Frontalausrichtung und mit aufrechter Sitzhaltung sind Passagiere in autonomen Autos auch liegend oder schräg zur Fahrtrichtung unterwegs. Und so erfordert die Automatisierung unserer Fahrzeuge neue Wege bei deren Zulassungsprüfung – und stellt auch die Ingenieure des DTC wieder vor neue Aufgaben.

In Zukunft ganz unfallfrei?

DTC-Geschäftsleiter Bernhard Gerster (Bild) prognostiziert, dass die Unfallzahlen im Strassenverkehr in der Startphase des autonomen Fahrens kaum abnehmen werden. Erst nach geraumer Zeit dürfte die Sicherheit dank der neuen Technologien markant steigen. «Trotzdem», so Gerster, «werden auch künftig beim Aufeinandertreffen von Fahrzeugen mit unterschiedlichem Ausrüstungsstand Unfälle geschehen.» Und somit wird dem DTC in Vauffelin die Arbeit auch die nächsten 25 Jahre nicht ausgehen.

DTC-Geschäftsleiter Bernhard Gerster (Bild) prognostiziert, dass die Unfallzahlen im Strassenverkehr in der Startphase des autonomen Fahrens kaum abnehmen werden. Erst nach geraumer Zeit dürfte die Sicherheit dank der neuen Technologien markant steigen. «Trotzdem», so Gerster, «werden auch künftig beim Aufeinandertreffen von Fahrzeugen mit unterschiedlichem Ausrüstungsstand Unfälle geschehen.» Und somit wird dem DTC in Vauffelin die Arbeit auch die nächsten 25 Jahre nicht ausgehen.

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