Bei Oldie-Schönheitswettbewerben steht sie in der zweiten Reihe, die sogenannte Heckflosse von Mercedes – aber zu Unrecht: 2019 feiert sie ihr 60. Jubiläum. Und heute oft vergessen, war sie von 1959 bis 1968 doppelt Pionier. Hier erfand Mercedes, was als späterer Standard Millionen Leben rettete: die Sicherheitszelle mit Knautschzonen darum.
Mode von damals
Und hier war Mercedes erstmals – damals ein Unwort in Stuttgart (D) – modisch. Auf klar gezeichnete Ponton-Modelle folgend, trug der Stern zeitgeistig namensgebende Flossen am Heck. Kleiner als an Amischlitten jener Zeit zwar, aber doch trendig, dass Mercedes vorsichtshalber von «Peilstegen» sprach, also quasi Parkpiepser-Urahnen.
Die Flossen von Mercedes
Die kürzere «kleine Flosse» trug Vierzylinder und Rundscheinwerfer; die S-Modelle protzten als Sechszylinder mit Hochkant-Lampen und mehr Chrom. Als Geheimtipp gilt der 230. Die brave Karosse der «kleinen Flosse», aber mit sechs Zylindern der «grossen»: 105, später 120 PS. Letztere reichten für 13 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 175 km/h Spitze.
Eine Ausfahrt
Wir fahren in den USA den einst 4500 Dollar teuren 230. Vier Gänge wechseln wir per (damals optionaler!) Mittelschaltung. Hochkant-Bandtacho im Blick, vage Lenkung in der Hand, Schaukelfederung unter uns. Drehzahlmesser? Dazu dient unser Gehör. Ein Genuss, der dank fast einer Million gebauter Flossen populär ist und ab etwa 20'000 bis 25'000 Franken beginnt. Den 230er? Viel Glück: Der Wolf im Schafspelz ist rar!