Historischer Luxus: Mercedes 300 SEL 6.2 Derelict
Mercedes-Oldtimer mit brachialer Corvette-Power

Transatlantisches Bündnis vom Schwabenländle und der Westcoast: Unter dem Kleid dieser alten Mercedes S-Klasse schlummert neuste Technik und eine brachiale Leistung.
Publiziert: 14.02.2023 um 14:16 Uhr
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Unter diesem eleganten Mercedes-Kleid steckt auch ein US-Sportwagen.
Foto: zVg
Stefan Grundhoff

Luxus der 1970er-Jahre trifft auf Technik der 2000er-Jahre. Das US-Unternehmen Icon Motors hat eine noch nie gesehene historische Luxus-S-Klasse kreiert.

Das kalifornische Unternehmen mit Sitz in Los Angeles ist auf sogenannte Restomods spezialisiert: Sprich, sie versehen klassische Autos mit moderner Technik. Bisher verlieh Jonathan Ward (53) Offroad-Klassikern, wie Ford Bronco oder Toyota Land Cruiser, besonderen Charakter. Jetzt liess er seinen Gefühlen in einem Mercedes 300 SEL (Baureihe W109) von 1971 freien Lauf. Das Resultat: Ein US-Sportwagen in einem eleganten deutschen Blechkleid.

Maximale Leistung

Als Icon Derelict musste das deutsche Mercedes-Triebwerk aus Aluminium einem 6,2 Liter grossen Achtzylinder aus dem Hause General Motors weichen. «Moderne Elemente, wie ein leistungsstarker neuer Motor und ein verbessertes Soundsystem, wurden diskret und zeitgemäss in das originale Fahrzeuglayout integriert», erklärt Ward. «So ist ein auffälliger Klassiker entstanden, der auch unter modernen Fahrbedingungen eine gute Figur macht.»

Das LS9-Triebwerk wurde 2009 bis 2013 in der sportlichen Corvette ZR1 der 6. Generation verbaut. Um den V8 mit Kompressor in den Motorraum zu quetschen, waren umfangreiche Veränderungen in Karosse und Struktur unvermeidlich. Icon Motors konstruierte extra einen Rahmen, um die Stabilität zu erhöhen, damit der auf 250 PS (184 kW) ausgelegte 300 SEL mit der V8-Power von 647 PS (476 kW) überhaupt umgehen kann.

Für die Kraftübertragung verbaute Icon Motors eine 4-Stufen-Automatik von GM. Diese bemüht sich, über 800 Newtonmeter (Nm) maximales Drehmoment auf die Strasse zu drücken. Dabei hilft ein ebenfalls speziell angepasstes Dana-60-IRS-Differenzial mit Gewindefahrwerk an der Hinterachse. Brembo-Hochleistungs-Bremsen sorgen für die nötige Verzögerung.

Sorgfältig gearbeitete Feinheit

Die originalen und aufwendig restaurierten Details lassen beim Gang um den fünf Meter langen Klassiker Nostalgie aufkommen. Dabei erhält Icon Motors die Geschichte des Ausgangsmodells. Beispielsweise bleibt der Metallic-Lack von der kalifornischen Sonne ausgeblichen. Das gibt dem Restomod das dezente Flair eines Ratten-Autos, sprich eines extra auf «schrottreif» getrimmten Fahrzeugs.

Viele Details zeugen aber von der intakten Technik des 300 SEL. So übernehmen die wenig schicken Seitenleuchten und die vermeintlich gelben Nebelscheinwerfer die Funktion der Blinker. Und erst bei genauem Hinschauen ist die LED-Technik in den Lichteinheiten zu entdecken. Auch die 18-Zoll-Felgen glitzern nagelneu in der Sonne und erinnern doch an die originalen Radkappen von 1971.

Im Innenraum ist alles wie aus dem Ei gepellt: revidiertes Edelholz, Instrumente, Lenkrad und Teppich. Einige der Kunststoffteile kommen aus dem 3D-Drucker. Die historischen Mercedes-Instrumente sind ohnehin eine wahre Schau. Die neu überzogenen Ledersitze wurden durch die Restauration beheizbar und eine moderne Klimaanlage sorgt für eine angenehme Temperatur.

Kostspieliges Upgrade

Der ganze Spass hat natürlich seinen Preis. Umgerechnet mindestens 415'000 Franken werden für den Mercedes 300 SEL Restomod fällig. Extrawünsche der Kunden? Jederzeit herzlich willkommen! Gegen Aufpreis lässt sich fast alles einbauen. Als rustikale Alternative für die Bauzeit hat Jonathan Ward sicher einen Ford Bronco oder Toyota Land Cruiser als Übergangsmodell zur Hand. Und auch den will man nie wieder abgeben – wie den Mercedes 300 SEL 6.2 Derelict.

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