Nur Lametta? Oder ist ein Titel wie das «Schweizer Auto des Jahres» (am Mittwoch holte der elektrische Jaguar I-Pace den 2019er-Titel) der Hinweis auf Verkaufserfolg? In der Regel beweisen Expertenjurys den richtigen Riecher. Bei der Schweizer Wahl siegten bisher meist spätere Bestseller wie Mazda 6 (2013) oder VW Passat (2015).
Renault 16 war ein Hit
Oft waren die Sieger der Schweiz-Wahl (seit 2012) dieselben wie bei der seit 1964 durchgeführten internationalen Wahl «Car of the Year». Und auch dort sind die Sieger meist spätere Hits. Zum Beispiel der Renault 16: Er wurde 1966 zum Car of the Year – weil er mit seinem Schrägheck mit Heckklappe und variablem Innenraum den neuen Massstab in der Mittelklasse vorgab. Der Lohn waren 1,85 Millionen verkaufte Fahrzeuge, und er hielt bis 1980 durch!
Oder 1974 die Mercedes S-Klasse (Baureihe W 116): Das erste Auto mit modernem (also elektronischem) Antiblockiersystem läutete das Zeitalter sicheren Bremsens ein und kam so gut an wie Fiats Uno (1984) oder der Urahn der Kompaktvans, der Renault Scénic (1997).
Opel Ampera der Zeit voraus
Klar gibts auch Gegenbeispiele: Der 2012er-Titel ging bei der allerersten Schweizer-Auto-des-Jahres-Wahl wie der internationalen Wahl an den ersten Opel Ampera. Der war mit seinem E-Antrieb plus Benziner als Onboard-Stromerzeuger innovativ – aber seiner Zeit so weit voraus, dass ihn keiner kaufte. Aber selbst das hat Tradition: 1968 holte der technisch und im Design revolutionäre NSU Ro 80 mit Wankelmotor den Car-of-the-Year-Titel – was ihm beim Verkauf so wenig half wie bei der Haltbarkeit der Motoren.
Aber in der Regel ist das Urteil der Experten das gleiche wie später jenes der Kunden – ob nun beim A4-Urahn Audi 80 (1973), beim ungeheuer erfolgreichen Fiat 500 (2008) oder beim heute meistverkauften Elektroauto Europas, dem Nissan Leaf (2011): Titel gleich Erfolg.