Seine Premiere geriet zum Debakel: Im Juli 1924 ging Bugatti mit gleich fünf brandneuen Type 35 beim Grand Prix von Frankreich an den Start – und fuhr mit allen hinterher. Die Pneus waren falsch verarbeitet und hielten dem Tempo nicht stand, denn die blau lackierten Renner mit der Zigarren-Karosserie und bloss 95 PS aus einem winzigen Zweiliter-Achtzylinder schafften 190 km/h!
2000 Siege in sieben Jahren
Doch danach hatte es der Pneulieferant begriffen. Über 2000 Siege feierte Bugatti zwischen 1924 und 1930 mit dem Type 35. Die Grössen des damaligen Motorsports sassen hinter dem dünnen Lenkrad – Alberto Divo, Tazio Nuvolari, Louis Chiron oder William Charles Frederick Grover. Und Rennfahrerinnen wie Hellé Nice. Oder Elisabeth Junek, die bei der Targa Florio 1928, dem legendären Strassenrennen auf Sizilien, mit kaputter Wasserpumpe auf Platz fünf fuhr.
Leichtbau statt Monstermotor
Statt auf schwere Motorenmonster wie die Konkurrenz setzte Bugatti-Chef Ettore Bugatti vor allem auf Leichtbau. Er entwickelte für den Type 35 Aluräder, eine hohle Vorderachse und extraleichte Karosserie, die mit dem langen Heck aerodynamische Vorteile hatte. Ab 1926 wurde der Achtzylinder von einem Kompressor mit Luft versorgt, was die Leistung bis auf 140 PS brachte und 215 km/h ermöglichte. Rund 340 wurden gebaut, überlebt haben das harte Motorsport-Dasein nur wenige. Die Zahl der Nachbauten ist dafür um ein Vielfaches höher.
Bolide wird Kinderkram
Doch Bugatti baut heute noch den Type 35 – im Massstab 1:2. Weil in diesem Jahr der 110. Markengeburtstag gefeiert wird, wurde der Type Bébé wieder aufgelegt: Ein verkleinerter Nachbau mit batterieelektrischem Antrieb und 1,4 PS im Kinder- und 5,6 PS im Erwachsenenmodus. Die Idee stammt noch von Ettore Bugatti selbst, der zwischen 1927 und 1936 schon rund 500 Stück des Kinder-Bugatti bauen liess. Ganz günstig wird der Spass ab Herbst aber nicht: ohne Steuern und Lieferung mindestens 30'000 Euro.