50 Jahre Range Rover
Vom Schwarzmarkt in die «Vogue»

Klassenlose Luxusmodelle gibts nicht viele. Der Range Rover ist so eines: Niemand rümpft die Nase, wenn der 120'000 Franken teure Edeloffroader vorfährt. Der Range Rover wurde von einem halben Jahrhundert zu einer fahrenden Legende – und zum Trendsetter.
Publiziert: 24.01.2020 um 12:27 Uhr
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Vor 50 Jahren brachte Land Rover den Range Rover auf den Markt.
Foto: Werk
Stefan Grundhoff

Die Range-Rover-Geschichte beginnt in den 60er-Jahren. Damals schielte Land Rover neidisch über den Atlantik auf Jeep Wagoneer oder Ford Bronco. Diese bewiesen: Geländewagen sind viel mehr als reine Arbeitstiere. Die Kombination aus 4x4 und beeindruckender Geländegängigkeit mit Komfort und Ausstattung einer Luxuslimousine wollten auch die Briten haben.

Folglich entwickelten die Land-Rover-Ingenieure einen neuen permanenten 4x4 mit sperrbarem Mitteldifferenzial, liehen sich den 3,5-Liter-V8 aus dem Rover P6 und passten die Technik in einen robusten Leiterrahmen. Das Fahrwerk mit Schraubenfedern sorgte für guten Fahrkomfort auf und abseits der Strassen. Unter dem Tarnnamen «Velar» (ital: verbergen) wurden die Prototypen unter anderem in der Nähe des Eastnor Castle in Herfordshire (Grossbritanien) getestet – übrigens bis heute. 2017 erhält der Tarnname mit dem Range Rover Velar ein eigenes Modell.

Gefragter Brite

1970 fiel der offizielle Startschuss: Für weniger als 2000 Britische Pfund stand die kleine automobile Sensation beim Händler. Seit Rover zum Markenkonsortium British Leyland gehörte, war es um die Qualität der Autos nicht gerade zum besten bestellt. Doch der strapazierfähige Range Rover war trotzdem heiss begehrt. Weil die Briten den Bedarf zunächst gar nicht decken konnten, blühte gar der Schwarzmarkt für den Range Rover.

1972 fuhr die britische Trans-America-Expedition von Alaska zum Kap Horn, wo das Auto seine enormen Offroad-Fähigkeiten unter Beweis stellte. 1974 durchquerte der Range Rover die Sahara von West nach Ost – 12'000 Kilometer in 100 Tagen. Der Geländewagen wurde zum modischen Lifestyle-SUV und Arbeitstier gleichermassen, selbst die königliche Familie geniesst ihn bei ihren Landurlauben in Schottland.

Schweizer Entwicklungshilfe

Doch zehn Jahre lang entwickelte Land Rover sein neues Erfolgsmodell nicht weiter. Es war nicht mal das Geld da, um eine von vielen Kunden gewünschte viertürige Version auf den Markt zu bringen. Der Schweizer Karosseriebauer Monteverdi stellte dann solch ein Fahrzeug mit allerlei Optionen schliesslich auf Basis des International Scout II selbst her. Erst 1981 legten die Briten dann nach.

Den ersten eigenen Viertürer gabs auch als besonders luxuriösen «Vogue» – den eigentlichen Vorläufer der heutigen Range Rover. Die Modezeitschrift «Vogue» machte mit dem Wagen und schönen Menschen in schicken Klamotten ein Foto-Shooting in Biarritz (F), was Land Rover auf die Namensidee zu seinen berühmten Sondermodellen brachte. Noch heute versprühen diese Modelle britischen Landhaus-Charme.

Selbst Cabrios gabs, allerdings nur als Sondermodelle mit Spezialaufbauten – wie etwa als Flanier-Wagen für die Royals, als Papamobil mit Plexiglas-Kuppel oder als Filmfahrzeug für Roger Moore (1927–2017) im James-Bond-Streifen «Octopussy» (1983). Sogar in der DDR liess sich Erich Honecker (1912–1994) vier Range Rover zu Jagdwagen umrüsten.

Bald elektrisch?

Die erste Generation des Range Rover wurde fast 25 Jahre und praktisch unverändert gebaut. Fast 318'000 Stück wurden produziert, bis 1994 die zweite Generation auf den Markt kam. 2001 folgte die dritte Generation – und seit 2012 wird die aktuell vierte Generation gebaut. Schon das Einstiegsmodell kostet 120'700 Franken. Die neue Generation dürfte im kommenden Jahr ihre Premiere feiern und erstmals wohl auch als Elektroversion kommen.

Eins aber bleibt: Punkto Geländetauglichkeit macht dem Briten damals wie heute keiner etwas vor. Das schönste Bild dafür ist eine berühmte Werbeanzeige aus Kanada. Auf einem komplett verschneiten Hof stehen vier Garagen, nur vor einer davon sieht man Reifenspuren im tiefen Schnee. Darunter der Satz: «Jetzt raten Sie mal, in welcher Garage der Range Rover steht.»

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