Der Kontrast könnte frappanter kaum sein: Mitten im Urwald-Ambiente des neu gestalteten Blick-Cafés am Genfer Autosalon steht Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber (56) und spricht über selbstfahrende Autos und Robotertechnik. Der Deutsche gilt als «Vater der künstlichen Intelligenz» und leitet das führende Forschungsinstitut IDSIA in Lugano. Seine Ideen stecken in allen Smartphones oder der Google-Sprachsteuerung.
Neue Zeiten
Gastgeber und Ringier-CEO Marc Walder (53) kündigt gestern beim traditionellen Eröffnungsevent vor den geladenen Vertretern der Schweizer Automobil-Industrie an: «Früher hatten wir immer einen Komiker als Showact. In Zukunft wollen wir etwas mehr Substanz, deshalb ist Jürgen hier.»
Offene Fragen zu autonomem Autos
Am Autosalon liegen die passenden Themen auf der Hand. Wie sich die Quote der selbstfahrenden Autos in den nächsten fünf Jahren entwickelt, möchte Walder wissen. Auf genaue Zahlen will sich der Professor aber nicht behaften lassen. Zu klären seien noch gesellschaftliche und regulatorische Fragen.
Humor und Wissen vereint
Doch Christian Dorer (43), Chefredaktor der Blick-Gruppe, hakt in der Fragerunde hartnäckig nach. Worauf Schmidhuber beweist, dass Intelligenz und Humor Hand in Hand gehen und er auch als Komiker durchginge. «Beim Flugzeug ist automatisches Fliegen schon jetzt sicherer. Beim Auto dauert es noch ... genau elf Jahre und zwei Monate», sagt er und unterdrückt ein Grinsen. Seine Ausführungen sind unterhaltsam und fesselnd, die Tessiner Spezialitäten – ein Gruss an seinen Wirkungsort – müssen warten.
ÖV-Fahrer steigen um
«In den grossen Städten wird es Flotten von Robotertaxis geben. Dadurch braucht es viel weniger Parkplätze, weil die Wagen mehr in Bewegung sind. Was wiederum die Architektur entscheidend verändert.» Als er sogar prognostiziert, dass durch günstigere Elektroautos ÖV-Benutzer wieder auf den Individualverkehr umsteigen könnten, strahlen die Branchenvertreter. Fehlt noch das Schlusswort von Selfmade-Millionär und Stammgast Hausi Leutenegger (79): «Blick-Café und Autosalon Genf sind immer noch Pflicht.»