Foto: Philippe Rossier

Autosalon-Rundgang mit Bundesrat Ignazio Cassis
Der Aussenminister als echter Autofan

Im Gegensatz zu anderen Schweizer Magistraten, die sich am Autosalon in Genf eher langweilten, ist Aussenminister Ignazio Cassis ein echter Fan und Kenner. Das Gefühl von Freiheit ist ihm jedoch abhandengekommen. «Heute ist das Auto für mich ein mobiles Büro.»
Publiziert: 07.03.2019 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2019 um 07:46 Uhr
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Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis (links) begrüsst am Aurus-Stand Denis Manturow, den russischen Minister für Handel und Industrie.
Foto: Keystone
Jean-Claude Galli

Woher seine Leidenschaft fürs Auto kommt, enthüllt Bundesrat Ignazio Cassis (57) gleich zu Beginn seiner Eröffnungsrede am 89. Genfer Autosalon von gestern Donnerstag: «Ich war von klein auf fasziniert. Mein Vater Gino hat mir kurz vor seinem Tod seinen Fiat Giardinetta, Baujahr 1952, vermacht, ich pflege ihn wie meinen Augapfel.» Weiter sagt Cassis: «Autos vermitteln Emotionen, die mein Leben bereichern. Deshalb bin ich auch enorm gerne hier. Der Salon ist das perfekte Symbol für eine dynamische Schweiz.» Seine kindliche Begeisterung musste im bundesrätlichen Alltag allerdings nüchterner Funktionalität Platz machen. «Heute ist das Auto für mich ein mobiles Büro, ich lese und arbeite darin. Natürlich ohne das Steuer zu berühren.»

Echte Begeisterung bei Cassis

Dass Cassis im Gegensatz zu anderen Schweizer Magistraten echte Begeisterung empfindet, ist beim obligaten Messerundgang ebenfalls deutlich zu spüren. Ausführlich lässt sich der EDA-Chef an den Ständen die Finessen erklären. Nicht alle nutzten diese Chance. «Ich müsste Sie zuerst anmelden, damit Sie reindürfen», teilt ihm eine brünette Hostessen-Schönheit bei Rolls-Royce mit. Sie hat keine Ahnung, wer da, begleitet vom Genfer Regierungspräsidenten Antonio Hodgers (43) und Autosalon-Präsident Maurice Turrettini, vor ihr steht. Besser macht es Andreas Meyer (57), der SBB-CEO stellt dem Bundesrat das flexible Bahn-Mobilitätskonzept Green Class gleich persönlich vor.

Ein Kränzchen für das Rahmenabkommen

Normale Besucher nutzen ganz einfach die Gunst der Stunde für ein Selfie-Andenken, so Marco Biasco (28). «Ich liebe den Salon und komme immer am Donnerstag», sagt der bärtige Zürcher. Er gehört zu den 30 Prozent der Gäste zwischen 15 und 29 Jahren. «Für sie, für die Jugend, müssen wir zu unserem Planeten Sorge tragen und die Zukunft gestalten», so Cassis. Er findet es höchst erfreulich, dass der Stellenwert des Umweltschutzes stark gestiegen ist. «Auch meine Frau und ich fahren privat seit vier Jahren mit einem Elektrowagen.» Nicht unerwähnt lassen will er aber auch die wirtschaftliche Komponente der Branche und die Arbeitsplätze, «ermöglicht durch die bilateralen Abkommen. Deshalb sollten wir zusammen mit der EU einen institutionellen Rahmen schaffen».

Zu Besuch bei Putins Limousinenbauer

Letzte Station auf Cassis’ Rundgang ist der Stand der russischen Marke Aurus. Der Aussenminister bewundert den Wagen, der 2018 erstmals als Staatslimousine von Wladimir Putin (66) eingesetzt wurde. Kein Geringerer als Denis Manturow (50), Minister für Industrie und Handel, begrüsst Cassis dort und erkundigt sich nach dessen Parteikollegen und alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann (67). «Der ist mittlerweile im Ruhestand, jetzt müssen Sie mit mir vorliebnehmen», witzelt die Tessiner Frohnatur und verewigt sich im Gästebuch.

Schweizer Autobosse schwänzen

Früher wars fast Pflicht, dass die Chefs der Schweizer Autobranche der offiziellen Eröffnungszeremonie folgten. Doch heuer schwänzten viele Autobosse die Eröffnungsrede von Bundesrat Ignazio Cassis. Vielleicht, weil seit ein paar Jahren nicht mehr der Bundespräsident, sondern «nur» ein Bundesrat zur Eröffnung nach Genf delegiert wird? Wer weiss. BLICK hat Reaktionen der Autobranche zur Eröffnungsrede eingefangen.

François Launaz, Präsident Auto-Schweiz

«Eine positive Eröffnungsrede. Ignazio Cassis scheint die Probleme unserer Branche erkannt zu haben. Er merkte aber auch kritisch an, dass es nun an der Industrie sei, Lösungen zu finden, damit wir unseren Planeten nicht zerstören. Und da hat er recht.»

Bernd Hoch, CEO Mitsubishi Schweiz

«Es war eine sehr sympathische Rede von Bundesrat Cassis. Er sprach von Emotionen und Visionen – und scheint unsere Branche sehr ernst zu nehmen.»

Olivier Rihs, künftiger Autosalon-Direktor

«Jeder Schweizer verbindet offenbar eine persönliche Geschichte mit dem Autosalon. Sei es, weil man schon mal dort war – oder unbedingt noch kommen will. Cassis sprach aber auch über Emotionen. Und erklärte dies am eigenen Beispiel des vom früh gestorbenen Vater geerbten Autos, zu dem er nun eine ganz besondere Beziehung habe.»

Früher wars fast Pflicht, dass die Chefs der Schweizer Autobranche der offiziellen Eröffnungszeremonie folgten. Doch heuer schwänzten viele Autobosse die Eröffnungsrede von Bundesrat Ignazio Cassis. Vielleicht, weil seit ein paar Jahren nicht mehr der Bundespräsident, sondern «nur» ein Bundesrat zur Eröffnung nach Genf delegiert wird? Wer weiss. BLICK hat Reaktionen der Autobranche zur Eröffnungsrede eingefangen.

François Launaz, Präsident Auto-Schweiz

«Eine positive Eröffnungsrede. Ignazio Cassis scheint die Probleme unserer Branche erkannt zu haben. Er merkte aber auch kritisch an, dass es nun an der Industrie sei, Lösungen zu finden, damit wir unseren Planeten nicht zerstören. Und da hat er recht.»

Bernd Hoch, CEO Mitsubishi Schweiz

«Es war eine sehr sympathische Rede von Bundesrat Cassis. Er sprach von Emotionen und Visionen – und scheint unsere Branche sehr ernst zu nehmen.»

Olivier Rihs, künftiger Autosalon-Direktor

«Jeder Schweizer verbindet offenbar eine persönliche Geschichte mit dem Autosalon. Sei es, weil man schon mal dort war – oder unbedingt noch kommen will. Cassis sprach aber auch über Emotionen. Und erklärte dies am eigenen Beispiel des vom früh gestorbenen Vater geerbten Autos, zu dem er nun eine ganz besondere Beziehung habe.»

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