Vordergründig scheint alles in Ordnung. Dem am Sonntag in Genf zu Ende gehenden Autosalon fehlt neben Mini und den US-Marken Chevrolet, Cadillac und Tesla mit Opel nur ein grosser Hersteller. Zudem betont Opel-Chef Michael Lohscheller, dass Opels Fernbleiben keine Absage an Genf sei, sondern mit dem Sparkurs der neuen Konzernmutter PSA und fehlenden Neuheiten zusammen hängt. Aber: Bereits letzten Herbst schwänzten an der nur alle zwei Jahre stattfindenden IAA in Frankfurt über zehn Hersteller – darunter renommierte Marken wie Alfa, Fiat, Jeep, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Volvo oder auch Tesla.
Klassische Automessen unter Druck
Klassische Automessen richten sich seit Jahrzehnten an zwei Adressaten: Ans Publikum, das in den Messehallen perfekt inszenierte Neuheiten bewundern soll. Und an die internationale Presse, welche die frohen Markenbotschaften über ihre diversen Kanäle in die weite Welt hinaustragen soll. Waren es bis vor kurzem vor allem Printmedien, die von Autosalons berichteten, werden die Messen heute medial längst vor der eigentlichen Eröffnung und oft nur noch online und in den Social-Media-Netzwerken abgehandelt.
Um in den traditionellen Medien noch Beachtung zu finden, hilft den Herstellern nur noch eine konzertiert getaktete Vorberichterstattung – so auch heuer vor dem Genfer Autosalon praktiziert. Weltpremieren wurden von den Herstellern bereits Wochen vor der offiziellen Eröffnung – häppchenweise und meist in inhaltlicher Leere – an die Presse gereicht, so dass es am Salon kaum mehr wichtige Neuheiten zu entdecken gibt. Eigentlich gehts den Ausstellern nur noch darum, dass Journalisten vor Ort möglichst in Echtzeit und live über ihre Neuheiten berichten, Interviews führen und medial den Weg in die automobile Zukunft verkünden.
Hersteller wählen eigene Wege
Doch dafür suchen sich immer mehr Hersteller eigene Wege. Beispiel Tesla: Ähnlich wie der verstorbene Apple-Boss Steve Jobs pfeift auch Tesla-Chef Elon Musk auf klassische Herstellermessen. Lieber zeigt er seine neuen Produkte am Stammsitz in Kalifornien bei eigens einberufenen, spektakulären Grossevents – ohne Konkurrenz dafür mit garantierter Medienaufmerksamkeit. Weitere Autohersteller übernehmen diese Praktik – so Nissan heuer bei der Präsentation des aktuellen Leaf in Tokio oder Hyundai mit einer gigantischen Party der neuen Submarke Genesis.
Auch der VW-Konzern zeigte den neuen VW Touareg nicht etwa in Genf, sondern organisiert in einigen Wochen einen exklusiven «SUV-Workshop» in Peking. Ebenfalls nicht in Genf, sondern an einer eigenen «Hausmesse» wird Ford demnächst den neuen Focus präsentieren. Und es droht der klassischen Automesse noch von anderer Seite Gefahr: Immer mehr Autohersteller docken bei moderneren Ausstellungsformaten wie der boomenden Consumer Electronic Show CES in Las Vegas oder Lifestyle-Veranstaltungen wie Fashionshows oder Filmfestivals an.
Noch vor wenigen Jahren investierten (vor allem deutsche) Autohersteller 50 Millionen und mehr Franken für einen Messeauftritt an der IAA in Frankfurt. Heute werden zwar kleinere Brötchen gebacken, dennoch liegen die direkten Kosten für Standfläche, Aufbau und Personal für zehn Ausstellungstage in Genf 2018 selbst für kleinere Marken bei rund zwei Millionen Franken.
Bei solchem Aufwand erwarten die Aussteller entsprechende Gegenleistungen der Organisatoren. Doch lässt der Genfer Dienstleister Palexpo diesbezüglich offenbar Wünsche offen. So stellt eine Besucherin fest: «Nebst den vielen liebevoll herausgepützelten Autos wirkt die Infrastruktur, wie Toiletten etwas schmuddelig, veraltet und die Verpflegungszonen ungemütlich. Ich fühlte mich in die 80er-Jahre zurückversetzt.» Und mehrere Aussteller kritisieren, die Salon-Dienstleister hätten Trends verschlafen. Die administrative Zusammenarbeit sei kompliziert, die Parkplatzsituation und die Beschilderung unzumutbar. Zudem habe es die Organisation weiterhin verpasst, zusammen mit der Stadtregierung endlich gegen die unverschämt hohen Hotelpreise während den Messetagen etwas zu unternehmen.
130 Millionen Franken investiert
Gegen solche Vorwürfe wehrt sich der Genfer Autosalon-Direktor André Hefti: «Wir haben alleine in den letzten zehn Jahren 130 Millionen Franken in Renovations- und Umbauarbeiten unserer Infrastruktur investiert. Und weitere 24 Millionen sind für die kommenden drei Jahre geplant. Dazu haben unsere Besucher bereits heute auf dem Salongelände die Wahl zwischen sieben Restaurants – vom Selfservice übers Familienrestaurant bis zur Gourmetküche. Dazu gibts viele Snack-Bars in und ausserhalb der Hallen.» Zudem verweist Hefti auf die künftige Zusammenarbeit mit der Funkausstellung Berlin IFA (dem europäischen Gegenstück der CES Las Vegas), um so die Brücke zwischen der Elektronik- und der Autoindustrie zu schlagen.
Dass es an Wochenenden trotz 10'000 Parkplätzen im Umkreis von fünf Kilometern und gratis Shuttleservice zu Engpässen kommen kann, gibt der Salonchef zu: «Deshalb bewerben wir auch die ÖV und bieten preislich attraktive Kombi-Angebote.» Die Hotellerie ist ihm auch ein Dorn im Auge. Übers Tourismusbüro gabs heuer zwar Pauschalangebote (Übernachtung/Eintritt ab 64 Fr.), «aber», so Hefti, «an den Pressetagen waren Hotelzimmer in Genf Mangelware und die Preise stiegen tatsächlich.»
Image- und Finanzschaden
«Genf ist halt eine rot-grün regierte Stadt. Aber vielleicht fühlen sich die Genfer etwas zu sicher», droht ein Aussteller stellvertretend für seine Branche. Denn kehren künftig weitere grosse Autohersteller dem Genfer Salon den Rücken, könnte dies die grösste Messe der Schweiz schnell zur unbedeutenden Regionalausstellung degradieren. Und dies wiederum wäre für die Region Genf und ihre Regierung nicht nur ein immenser Image- sondern auch ein happiger Finanzschaden.
Noch vor wenigen Jahren investierten (vor allem deutsche) Autohersteller 50 Millionen und mehr Franken für einen Messeauftritt an der IAA in Frankfurt. Heute werden zwar kleinere Brötchen gebacken, dennoch liegen die direkten Kosten für Standfläche, Aufbau und Personal für zehn Ausstellungstage in Genf 2018 selbst für kleinere Marken bei rund zwei Millionen Franken.
Bei solchem Aufwand erwarten die Aussteller entsprechende Gegenleistungen der Organisatoren. Doch lässt der Genfer Dienstleister Palexpo diesbezüglich offenbar Wünsche offen. So stellt eine Besucherin fest: «Nebst den vielen liebevoll herausgepützelten Autos wirkt die Infrastruktur, wie Toiletten etwas schmuddelig, veraltet und die Verpflegungszonen ungemütlich. Ich fühlte mich in die 80er-Jahre zurückversetzt.» Und mehrere Aussteller kritisieren, die Salon-Dienstleister hätten Trends verschlafen. Die administrative Zusammenarbeit sei kompliziert, die Parkplatzsituation und die Beschilderung unzumutbar. Zudem habe es die Organisation weiterhin verpasst, zusammen mit der Stadtregierung endlich gegen die unverschämt hohen Hotelpreise während den Messetagen etwas zu unternehmen.
130 Millionen Franken investiert
Gegen solche Vorwürfe wehrt sich der Genfer Autosalon-Direktor André Hefti: «Wir haben alleine in den letzten zehn Jahren 130 Millionen Franken in Renovations- und Umbauarbeiten unserer Infrastruktur investiert. Und weitere 24 Millionen sind für die kommenden drei Jahre geplant. Dazu haben unsere Besucher bereits heute auf dem Salongelände die Wahl zwischen sieben Restaurants – vom Selfservice übers Familienrestaurant bis zur Gourmetküche. Dazu gibts viele Snack-Bars in und ausserhalb der Hallen.» Zudem verweist Hefti auf die künftige Zusammenarbeit mit der Funkausstellung Berlin IFA (dem europäischen Gegenstück der CES Las Vegas), um so die Brücke zwischen der Elektronik- und der Autoindustrie zu schlagen.
Dass es an Wochenenden trotz 10'000 Parkplätzen im Umkreis von fünf Kilometern und gratis Shuttleservice zu Engpässen kommen kann, gibt der Salonchef zu: «Deshalb bewerben wir auch die ÖV und bieten preislich attraktive Kombi-Angebote.» Die Hotellerie ist ihm auch ein Dorn im Auge. Übers Tourismusbüro gabs heuer zwar Pauschalangebote (Übernachtung/Eintritt ab 64 Fr.), «aber», so Hefti, «an den Pressetagen waren Hotelzimmer in Genf Mangelware und die Preise stiegen tatsächlich.»
Image- und Finanzschaden
«Genf ist halt eine rot-grün regierte Stadt. Aber vielleicht fühlen sich die Genfer etwas zu sicher», droht ein Aussteller stellvertretend für seine Branche. Denn kehren künftig weitere grosse Autohersteller dem Genfer Salon den Rücken, könnte dies die grösste Messe der Schweiz schnell zur unbedeutenden Regionalausstellung degradieren. Und dies wiederum wäre für die Region Genf und ihre Regierung nicht nur ein immenser Image- sondern auch ein happiger Finanzschaden.