Höher, bunter und schriller lautet das Motto vieler Offroad-Fans in Amerika. Dort wo man mit einem herkömmlichen US-Pickup oder SUV nicht weiter auffällt, bauen sich die 4x4-Freaks aus zahllosen Zubehörteilen ihre eigene Vorstellung eines heissen Offroaders. Geänderte Rahmen, höhergelegte Fahrwerke, verstärkte Federn und natürlich kunstvoll gefertigte und polierte Alu-Räder, die nie eine Offroadstrecke unter die Reifen nehmen werden, ergeben ein rollendes Gesamtkunstwerk. Natürlich dürfen ein buntes Lackkleid und eine wummernde Soundanlage nicht fehlen – erst dann ist man wer im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
SUV retro
Zahlreiche Beispiele dieser Art findet man auf der Tuningmesse SEMA. Doch ganz ehrlich: Nach dem zwanzigsten, optisch brüllenden Beispiel solchen Schaffens wirds fürs Auge langweilig. Gut also, tut sich seit geraumer Zeit eine neue und interessante Strömung im Offroad-Segment auf: SUV retro.
Und das funktioniert so: Man nehme einen betagten Offroader der 1950er oder 60er Jahre. Diese stehen noch massenweise auf den US-Junkyards (Schrottplätzen) rum, hören auf den Namen Ford Bronco, Chevrolet C10 oder Jeep CJ-5 und sind für wenig Geld zu haben. Die Karossen und Rahmen werden wieder auf Vordermann gebracht und dann mit aktueller Technik aus dem Konzern-Regal ergänzt.
Von bescheiden bis stolz
Der Dodge Power Wagon des Spezialisten Desert Power Wagons von 1948 gilt als Musterbeispiel dafür und hat auf Shows schon Pokale abgeräumt. Unter seiner Haube sitzt ein 6,2 Liter grosser Hemi SRT8, gekoppelt an eine moderne Sechsgang-Automatik. Power? «Genügend», heisst es unamerikanisch bescheiden auf Anfrage.
Auf Wunsch bestücken die Jungs den Power Wagon auch mit einem Sechsliter-Sechszylinder-Diesel aus dem Hause Cummins. So ein Komplettaufbau hat natürlich seinen Preis – ab 200'000 Dollar aufwärts. Für Fragen nach einer Schweizer Zulassung wenden sie sich bitte vertrauensvoll ans nächste Strassenverkehrsamt...
Ein Einzelstück
Doch in Amerika springen mittlerweile selbst die grossen Hersteller auf diesen Zug auf. So präsentiert Jeep auf seinem SEMA-Stand eininge Beispiele gelungener Retro-Jeeps mit moderner Technik. So etwa hat der auf CJ66 getaufte, in orange-metallic lackierte Offroader seinen Ursprung zwar im Jahre 1966, wurde aber mit einem 5,7-Liter-Hemimotor aus dem Mopar-Programm und weiteren Teilen von Jeep Performance Parts technisch auf den neuesten Stand gebracht.
Leider bleibt der offene Retro-Flitzer ein Einzelstück, soll aber für Inspirationen interessierter Alt-Jeep-Fahrer dienen. Und das könnte funktionieren, denn wo stand noch gleich der alte Land Cruiser am Strassenrand?