Der Flachbau mit dem Schriftzug «Car City Classic» im Hongkonger Stadtteil Happy Valley ist unscheinbar. Aber hinter den mit Kunstrasen bespannten Garagentoren warten hier, in der ehemaligen britischen Kronkolonie und heutigen chinesischen Sonderwirtschaftszone, 70 Autos auf vier Etagen. Unspektakuläre Alltagsautos wie ein schwarzer Opel Astra, ein gelber Mitsubishi i-MiEV, ein grellgrüner Honda City oder ein gelb-grüner Klassik-Mini stehen hier ebenso dicht an dicht geparkt wie verrückte Boliden, darunter ein Lamborghini Diablo SV, ein Nissan Skyline GT-R und ein ganzes Arsenal an Ferrari-, Porsche- und Mercedes-Modellen.
Im Sammelfieber
Die Sammlung gehört Simon Tse, der sein Geld seit 25 Jahren mit dem Import von Hochdruckreinigern und mit Immobilienspekulationen verdient. Als er einst noch im Zweiradhandel war, brach das Sammelfieber mit einer Yamaha als erstem Symptom aus. Für die regnerischen Tage gönnte er sich allerdings einen überdachten Honda Civic. Wie für viele Heranwachsende wurde ihm der japanische Kleinwagen aber schnell zu langweilig, und fast über Nacht verfiel Simon Tse der PS-Leidenschaft.
Herz für Europa
Simon Tse kauft zwar alles, was ihm gefällt – seine wahre Leidenschaft aber sind Sportwagen aus Europa. Die Auswahl an coolen Ferraris ist stattlich, und auch die Porsche-Palette mit verschiedensten Elfer-Generationen kann sich sehen lassen. «Doch mein absoluter Traumwagen ist der 1960er Mercedes 190 SL, den ich mir vor knapp zwei Jahren geleistet habe», sagt Simon Tse strahlend. Während zwei Jahren liess er den feuerroten Roadster restaurieren. Fahren kann er den Linkslenker freilich nur selten, denn in Hongkong dürfen solche Fahrzeuge nur einmal im Monat (!) gefahren werden.
Hongkongs Probleme
Ausser mit den mühsamen Auflagen des Stadtstaates hat Simon Tse in der eng bebauten City aber vor allem mit den fehlenden Abstellmöglichkeiten für seine Schätze zu kämpfen. Die Garage mit ihren vier Etagen platzt aus allen Nähten, und wenn er mit einem seiner Fahrzeuge ausfahren will, gleicht das Umparken einem überdimensionalen Tetrisspiel. Weitere Parkplätze zu mieten, ist nicht nur der Kosten wegen nahezu unmöglich (570 bis 1100 Franken pro Monat für einen Parkplatz!): Es gibt schlicht keine freien Plätze mehr. Deshalb will Simon Tse seine Sammlung in den nächsten Jahren perfektionieren und reduzieren statt ausbauen. Das Problem: Er will sich von 30 Autos seiner Sammlung nicht mehr trennen – bei den anderen kommts auf den Preis an. Zudem träumt er immer noch von einem Mercedes 300-SL-Flügeltürer.
Deutsche Reisepläne
Seit Jahren schiebt er den überfälligen Besuch in Süddeutschland vor sich her, um Porsche, Mercedes und BMW zu besuchen. «Wahrscheinlich würde ich dort zu viele Autos sehen, die ich haben muss. Und sie im dümmsten Fall gleich kaufen», weiss Simon Tse ganz genau und schmunzelt.