Rolls-Royce als Kaffee-Mobil
Im Auftrag des guten Geschmacks!

Wie ein luxuriöser Rolls-Royce zur mobilen Kaffeemaschine wird. Eine Reportage.
Publiziert: 28.08.2017 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:40 Uhr
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Rolls-Royce Silver Spirit als Kaffeemobil
Foto: Jens Distelberg
Robert Tomitzi

Was treibt jemanden dazu, einen altehrwürdigen Rolls-Royce mit einer Laufleistung von nur 10'000 Kilometern in seine Einzelteile zu zerschneiden? Im Fall von Raphael Gugerli, CEO der Firma Delica aus Birsfelden BL, wars ein Projekt: Der Schweizer Kaffeespezialist hatte als Werbefigur das Pop-Idol Robbie Williams als «Agent des guten Geschmacks» verpflichtet. Smart, frech und «zufällig» an einen weltberühmten britischen Spion erinnernd, tritt Williams in Werbeclips als Kaffeeliebhaber auf. Da man werbetechnisch die britisch vornehme Linie fährt, passt die englische Auto-Ikone Rolls-Royce perfekt. Der alte Rolls sollte beim Schweizer Kaffeeanbieter seinen Dienst «im Auftrag des guten Geschmacks» antreten, wie Gugerli meint: «Ein Rolls-Royce ist ein Synonym für Perfektion, Handwerkskunst und Leidenschaft. So sehen wir unser Produkt auch. Das passt perfekt. Im Jahrbuch von Rolls-Royce wurden wir schon als innovative Marke vorgestellt. Dieses Privileg ist wenigen Marken reserviert. Damit war es ein logische Entscheidung, sich für den Briten zu entscheiden.»

Der Rolls-Royce Silver Spirit mit einer Laufleistung von nur 10'000 Kilometern wurde in Deutschland als Basisfahrzeug aufgespürt.
Foto: Delica

Kaffee-Röster mit V8

Ein rechtsgesteuerter Rolls-Royce Silver Spirit aus dem Jahre 1984 war schnell gefunden. Hinter dem mächtigen Kühlergrill flüstert ein 6,75 Liter grosser V8; Leistung «ausreichend», wie Rolls-Royce immer betont. Den Umbau übernahm die deutsche WBA Heusel im schwäbischen Hechingen. Die Spezialisten um Chef Uwe Heusel haben sich mit der Restaurierung von Klassikern einen Namen gemacht. Heusel war klar, dass der Umbau der viertürigen Limousine zum Kaffee-Mobil sehr aufwändig wird: «Als erstes haben wir das Dach abgetrennt und die Seitenwände gekürzt. Anschliessend wurde ein neuer innenliegender Rahmen konstruiert, um die Stabilität wiederherzustellen.» Um Platz für die grosse Kaffeemaschine mit zwei je 60 Liter fassenden Wassertanks zu schaffen, musste der Benzintank weichen. Er sitzt jetzt dort, wo sich einst die chauffierten Herrschaften niederliessen. Zugute kam den Karosseriebauern der gute Zustand des 33 Jahre alten Rolls-Royce. So mussten nicht erst wie bei üblichen Oldtimer-Restaurierungen Rostschäden beseitigt werden.

Bei der Premiere des Kaffemobils wurden 2700 Portionen ausgeschenkt.
Foto: Jens Distelberger

2700 Portionen zur Premiere

Der fertige Rohbau ging nach Kassel (D) zur Firma Schira Mobil, die das komplette Equipment installierte. Jetzt finden sich im Heck eine grosse italienische Siebträger-Kaffeemaschine, zwei Kapselmaschinen, Spüle, Kühlschrank und Flachbildschirm. Abschliessend wurde das neue Kaffee-Mobil schwarz lackiert. Bei der Premiere auf einer Lebensmittelmesse bestand es mit über 2700 Portionen Kaffee den ersten Härtetest mit Bravour. Auch der deutsche TÜV gab dem Kaffemobil seinen Segen. Ob die verantwortlichen Prüfingenieure auch die Qualität des Kaffees testeten, ist nicht bekannt.

3,5 Tonnnen Gesamtgewicht bringt der umgebaute Rolls jetzt auf die Waage.
Foto: Jens Distelberger

Robbie und Rolls in Zürich

Wichtig war CEO Gugerli, dass der Koffein-Rolls vollkommen fahrfähig ist: «Seit April ist das Kaffeemobil in der Schweiz und den angrenzenden Ländern unterwegs, auf Food-Festivals, Konzerten von Robbie Williams und auch Oldtimer-Events.» Dort kommt der Huckepack-Rolls besonders gut an. Keiner der Oldtimerfreunde soll sich bis jetzt über die Zweckentfremdung der Nobel-Limousine beschwert haben. Aufgrund des hohen Gewichtes von 3,5 Tonnen ist die Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h beschränkt. Allerdings muss das Kaffeemobil für den nächsten Einsatz nicht so weit fahren. Im Rahmen von Robbie Williams' «The Heavy Entertainment Show»-Tour in Zürich steht es am Hauptbahnhof. Kaffee gibts gratis, nur leider keine Mitfahr-Gelegenheit … .

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