Sandro* (10) ist ganz aus dem Häuschen: «Wow, ein Lamborghini! Und hier ein Nissan GT-R!» Als die rund 130 Fahrzeuge – schwere Motorräder, Gespanne, Trikes, aber auch viele moderne Sportwagen und einige Oldtimer – gegen 11 Uhr mit lautem Getöse vor dem Kinderheim in Olsberg AG vorfahren, geht für den jungen Autofan ein Traum in Erfüllung. Er darf heute in einem schwarzen Lamborghini Huracán mitfahren.
Möglich macht dies der Verein Ride for Good, der mit gemeinsamen Ausfahrten Leuten in schwierigen Lebenssituationen Freude bereiten will. Zusammen mit dem Leiter der Stiftung Kinderheim Brugg, Rolf von Moos (64), organisieren die Ride-for-Good-Vorstände Richi Landert (61) und Carola Bünzli (50) an diesem schönen Herbstsonntag eine gemeinsame Ausfahrt für über 60 Kinder aller zur Stiftung Kinderheim Brugg gehörenden Institutionen. Carola Bünzli: «Wir wollen den Kindern ein Lächeln schenken.»
Der wohltätige Verein Ride for Good (dt.: Fahre für Gutes) wurde 2021 von Carola Bünzli (50) gegründet. Die noch junge, fünf Vorstandsmitglieder umfassende Organisation mit Sitz in Lengnau AG wird von Richi Landert (61) präsidiert. Sie will überall dort ihre Hilfe anbieten, wo das staatliche System nicht mehr greift. «Wir organisieren Ausfahrten für Leute, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, arrangieren aber auch Charity-Veranstaltungen und vieles mehr», erklärt Bünzli. Ein persönliches Schicksal war für die passionierte Harleyfahrerin für die Gründung des wohltätigen Vereins ausschlaggebend. Seither zieht sie als Vizepräsidentin die Fäden im Hintergrund, organisiert über die sozialen Medien für die verschiedenen Anlässe die nötigen Chauffeure und Helferinnen, während sich Präsident Richi Landert um die Streckenwahl und die nötige Logistik kümmert.
Weitere Infos: www.ride-for-good.ch
Der wohltätige Verein Ride for Good (dt.: Fahre für Gutes) wurde 2021 von Carola Bünzli (50) gegründet. Die noch junge, fünf Vorstandsmitglieder umfassende Organisation mit Sitz in Lengnau AG wird von Richi Landert (61) präsidiert. Sie will überall dort ihre Hilfe anbieten, wo das staatliche System nicht mehr greift. «Wir organisieren Ausfahrten für Leute, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, arrangieren aber auch Charity-Veranstaltungen und vieles mehr», erklärt Bünzli. Ein persönliches Schicksal war für die passionierte Harleyfahrerin für die Gründung des wohltätigen Vereins ausschlaggebend. Seither zieht sie als Vizepräsidentin die Fäden im Hintergrund, organisiert über die sozialen Medien für die verschiedenen Anlässe die nötigen Chauffeure und Helferinnen, während sich Präsident Richi Landert um die Streckenwahl und die nötige Logistik kümmert.
Weitere Infos: www.ride-for-good.ch
180 Kilometer lange Route
Wie Sandro hat auch der für den geordneten und sicheren Ablauf des Anlasses verantwortliche Road-Captain Richi Landert in der Nacht auf Sonntag kaum ein Auge zugetan. «Obwohl ich zum Rekognoszieren die ganze, rund 180 Kilometer lange Route zweimal abgefahren bin und die gefährlichsten Passagen notiert habe, war ich ‹cheibe nervös›», gibt er während der Mittagspause offen zu. Einen derart grossen Anlass, mit so vielen Fahrzeugen für so viele kleine Passagiere, hatte der Verein bislang noch nie durchgeführt. Dabei galt es an so viel zu denken – von der Streckensicherung des auf drei Fahrzeugfelder verteilt fahrenden Trosses bis zu wichtigen Nebensächlichkeiten wie Helmen oder Kindersitzen und Sitzerhöher für die vielen rund acht- bis zwölfjährigen Passagiere.
Vom grossen Echo auf den Aufruf des Vereins Ride for Good in den sozialen Medien, die über 60 angemeldeten Kinder der Stiftung Kinderheim Brugg auszufahren, wurden auch Carola Bünzli und Richi Landert überrascht. Statt der erwarteten rund 80 Fahrzeuge treffen am Sonntagmorgen gegen 130 Töffs, Trikes und Autos am Startpunkt in Olsberg AG ein – angereist aus der ganzen Schweiz. Und wie die Fahrzeuge sind auch deren Piloten ein bunt gemischter Haufen.
Buntes Teilnehmerfeld
Viele Harley- und Trikefahrer in schwarzer Ledermontur und mit Tattoos zeigen an diesem Sonntag ihr grosses Herz unter ihrer rauen Schale. Rührend zum Beispiel jener etwas ältere und knorrig wirkende Biker, der seinem jungen Fahrgast – nach dessen freimütigem Geständnis: «Weisst du, ich habe kein Mami und Papi mehr» – antwortet: «Dann gehts dir ähnlich wie mir. Ich habe kürzlich meine Frau verloren. Und deshalb, junger Mann, bin ich jetzt hier, um Leute wie dich und mich zu erfreuen.» Damit war das Eis zwischen dem elfjährigen Heimkind und seinem Chauffeur gebrochen.
Auch Logistiker und Kawasaki-Gespannfahrer Thomas Golser (51) aus Winterthur ZH unterhält sich eifrig mit seinem jungen Beifahrer Ramon*. Uns verrät Golser, dass dies bereits seine 17. karitative Ausfahrt in diesem Jahr sei. Auf die Frage, warum er das mache, antwortet er schulterzuckend: «Für die Lebensfreude. Ich gebe so wenig – nur etwas Zeit. Und es kommt so viel zurück.» Damit meint er die leuchtenden Augen der Kinder und das Wissen, ihnen einen unvergesslichen Tag beschert zu haben. Ein daneben stehender, mit seiner jungen Passagierin ebenfalls auf die Weiterfahrt wartender Biker aus Münchenbuchsee BE ergänzt: «Ich bereite hier jemandem Freude mit etwas, an dem ich selbst auch Freude habe. Das ist doch das Schönste.»
Erstaunlich, wie viele junge Fahrerinnen und Fahrer neben den gestandenen Trikern und Bikern im bunten Fahrzeug-Tross mit dabei sind. Etwa diese junge Dame in ihrem alten MG, die während der Mittagspause auf dem Dietisberg bei Läufelfingen BL über den Platz zeigt und meint: «Was gibts für eine grössere Motivation, hier mitzufahren, als all diese glücklichen Kinderaugen?» Und damit spricht sie vielen Teilnehmenden aus dem Herzen.
Auch jener jungen Dame aus dem Kanton Schwyz, die trotz eines grossen Teddybären auf der Ladefläche ihres mächtigen US-Pick-ups keinen kleinen Co-Piloten findet – und sich mit ihrem Fahrzeug allein im Cockpit ganz am Ende in den langen Tross einreiht. «Weil ich ganz am Schluss fahre, haben sich die Kids wohl schon längst für ein anderes Fahrzeug entschieden», vermutet sie. Aber das sei völlig egal, sagt sie lächelnd. «Hauptsache, jedes Kind hat heute seinen Platz gefunden.»
Alles lief unfallfrei
Am Schluss der Fahrt beim gemeinsamen Znacht im Hof des Kinderheims Olsberg ziehen die Organisatoren ein positives Fazit. Road-Captain Richi Landert und Heimleiter Rolf von Moos sind froh, dass alles unfallfrei über die Bühne ging. Ride-for-Good-Gründerin Carola Bünzli freut sich über die vielen lachenden Kindergesichter und verteilt jedem noch ein Gschänkli. Und Sandro fasst seine Lamborghini-Fahrt kurz und prägnant zusammen: «Huere geil gsi!»
Für ein längeres Statement hat er keine Zeit. Trotz der rund 180 Kilometer langen Fahrt ist Sandro alles andere als erschöpft und stürmt mit seinen Kollegen zum bereitstehenden Tischfussballkasten, um sich dort weiter auszutoben. Danach hat er aber bestimmt prima geschlafen und von seiner Fahrt im geilen Lambo geträumt.
* Namen geändert