Musiker Marc Trauffer baut sich seinen Dienstwagen selbst zusammen
Büetzer-Einsatz am VW-Fliessband

Er schnitzt nicht nur Holzkühe und kreiert Hits – jetzt baut sich Musiker Marc Trauffer – aktuell mit Bandkollege Gölä als Büetzer Buebe unterwegs – auch noch seinen Dienstwagen selbst. Am Fliessband im VW-Werk im slowakischen Bratislava.
Publiziert: 16.12.2019 um 12:14 Uhr
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Musiker und Unternehmer Marc Trauffer spuckt in die Hände und zieht sich VW-Arbeitskleidung an.
Foto: ADRIAN BRETSCHER
Raoul Schwinnen (Text) und Adrian Bretscher (Fotos)

Eigentlich hätte er ja genug zu tun. Marc Trauffer (40) ist als Patron der Trauffer Spielwaren AG und als Musiker mit «Büetzer Buebe»-Partner Gölä (51) derzeit viel beschäftigt. Dennoch ist er immer für eine neue Idee zu haben.

Seit einiger Zeit steht er beim Schweizer VW-Importeur Amag unter Vertrag. Und statt seinen neuen VW-Dienstwagen einfach nur in der Thuner Amag-Vertretung abzuholen, wollte Trauffer seinen neuen VW Touareg lieber gleich selbst bauen. «Ich wollte schon immer mal eine Autofabrik besuchen. So entstand die Idee, meinen neuen Dienstwagen auch gleich dort im Werk zusammenzuschrauben», erklärt Marc Trauffer.

Nach einiger Überzeugungsarbeit bei Amag durfte Trauffer schliesslich persönlich ans Fliessband. Die Unternehmensleitung im VW-Produktionswerk in der slowakischen Hauptstadt Bratislava liess sich dafür gewinnen, den VW-Markenbotschafter für einen Tag in den Arbeitsablauf der Touareg-Produktion einzuschleusen.

«Stehe überall im Weg»

So reist Marc Trauffer dann nach Bratislava, fährt früh am Morgen ins Werk und zieht sich VW-Arbeitskleidung über. Klassischer Blaumann? Längst vorbei. VWs Arbeitsdress sieht eher nach Sportklamotten mit Sicherheitssneakers aus.

Nach einer kurzen Einweisung durch den verantwortlichen Produktionsleiter darf Trauffer an seiner ersten Arbeitsstation mithelfen: Die Rücksitzbank in seinem schwarzen Touareg muss montiert werden. Trotz der kurzen Instruktion kein leichtes Unterfangen. Es sind Fingerspitzengefühl und Präzision gefragt.

Nach dem dritten Versuch mit dem Greifarm ist der Berner Oberländer erfolgreich und die Sitzbank genau dort eingepasst, wo sie hingehört. «Uff, endlich geschafft», atmet Trauffer auf. Und meint zu seinen slowakischen Schichtkollegen: «Ihr seid sicher froh, wenn ich endlich wieder weg bin. Ich stehe ja dauernd im Weg herum.»

Keine Zeit für Small Talk

Zeit für Small Talk bleibt im streng durchgetakteten Produktionsprozess des VW-Werks nicht, wo jährlich über 400'000 Fahrzeuge die Hallen verlassen. Der Schichtleiter bringt seinen Teilzeit-Mitarbeiter zur nächsten Arbeitsstation: Dort gilts, das Lenkrad einzupassen. Diesmal stellt sich Trauffer geschickter an. Problemlos und in der geforderten Taktzeit schafft er seinen Arbeitsschritt.

Mit einem Lob seitens des Produktionsleiters gehts weiter zur nächsten Arbeitsstation. Nach drei weiteren Stationen dann das verdiente Mittagessen in der Werkskantine. Inmitten einer Hundertschaft von «Büetzer»-Kollegen verdrückt Trauffer zufrieden und mit Hochgenuss eine der legendären und von VW selbst produzierten Currywürste.

«Die Logistik ist mir ein Rätsel»

Der letzte Einsatz am Nachmittag steht in der Qualitätskontrolle an, wo Trauffers inzwischen fertig montiertes Fahrzeug im Lichttunnel nochmals genauestens überprüft wird. Passen Lacküberzug und Spaltmasse? Trauffer ist beeindruckt von der Präzisionsarbeit seiner Profi-Kollegen, vor allem aber auch von der gewaltigen Logistik. «Bei jeder Arbeitsstation muss rechtzeitig jedes Bauteil in der korrekten Ausführung und Farbe bereit sein», zollt er bewundernd Anerkennung. «Mir ist das ein Rätsel, wie die das hinkriegen.»

Letzte Woche wurde Marc Trauffer in der Amag Thun sein in Bratislava gebauter und dann in die Schweiz transportierter neuer Touareg V8 offiziell übergeben. «Natürlich schon ein ganz besonderer Dienstwagen», grinst Trauffer, «immerhin steckt doch auch etwas Schweiss von mir drin.»

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