Lexus LY 650
Ein Lexus mit 2700 PS!

Mit der LY 650 wird die noble Automarke Lexus bestimmt keinen Schiffbruch erleiden: Die knapp fünf Millionen teure Luxusyacht mit Stilelementen aus dem Autobau stach in Florida zum ersten Mal in See. SonntagsBlick war dabei.
Publiziert: 29.09.2019 um 04:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2021 um 22:34 Uhr
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Diversifizieren – mit der neuen Luxusyacht LY 650 versucht der Nobel-Autohersteller Lexus sein Glück nun auch auf dem Wasser.
Foto: zvg,
Max Fischer

Es ist nicht einfach nur ein Autobauer mehr, der jetzt auch noch eine Yacht baut. Auf der LY 650 von Lexus finden Passagiere typische Stilelemente des Sportwagens LC. Etwa die flach abfallende Windschutzscheibe, das nach oben geschwungene coupéartige Dach oder die kuppelförmigen Seitenfenster. Mehr noch: Aufwendige Details wie die geschweissten Deckbeschläge aus Edelstahl, die handgenähten Sitzflächen und die massgefertigten Möbel und Wandvertäfelungen aus Eukalyptusholz erinnern an die hochwertige Verarbeitung der Lexus-Automobile.

Und wie bei diesen sind auch bei der Edelyacht sogenannte Takumi im Einsatz. Das sind Meisterhandwerker. Unter den 8000 Arbeitern im Lexus-Werk in Kyushu (J) gibts nur gerade 19 dieser Cracks. Sie sind besessen davon, die bestmögliche Arbeit abzuliefern. Nichts kann sie davon abbringen. Jeder einzelne Takumi fokussiert sich auf einen ganz bestimmten Fertigungs-Schritt. Dieser wird zu seiner Leidenschaft. Know-how und Können zeigen sich auch in jedem von Hand geformten, individuell lackierten Boots-Rumpf. Dieser ist hochsteif und besteht aus Kunststoff, der mit Kohle- und Glasfaser verstärkt ist. Die harmonisch geschwungenen Linien verleihen der Yacht einen unverwechselbaren Auftritt. Äusserst praktisch für Wasserratten: Eine schwimmende Plattform am Heck kann elektrisch so heruntergefahren werden, dass Schwimmer mühelos wieder zurück aufs Deck gelangen.

2700 PS und 55 km/h Spitze

Bei der Konstruktion des Nobelschiffs setzte Lexus auf renommierte Partner: die Yachtbauer von Marquis im amerikanischen Wisconsin, das venezianische Bootsdesignstudio Nuvolari Lenard und die schwedischen Schiffsmotorenhersteller von Volvo. Je zwei Penta-Triebwerke mit wahlweise 1050, 1200 oder 1350 PS sorgen für den nötigen Schub. Die Spitze der 20 Meter langen, knapp sechs Meter breiten und drei Stockwerke hohen Yacht liegt bei 55 km/h. 15 Seebären finden darauf Platz, sechs können schlafen und es sich gemütlich machen. Für heisse oder entspannende Klänge sorgt, wie in den Lexus-Automobilen, ein Surround-Sound-System mit Subwoofer von Mark Levinson.

Nie mehr langweilig und Lexus

Doch wie kam Lexus von der Strasse ins Wasser? Ausgerechnet beim weltweit berühmtesten Schönheitswettbewerb für hochwertige, klassische Automobile auf dem Gelände des «Pebble Beach»-Golfplatzes in Kalifornien ging Toyota-CEO Akio Toyoda ein Licht auf: Bei Gesprächen kritisierten Journalisten vor ein paar Jahren, Lexus-Autos seien zwar hervorragend gebaut, aber eher langweilig zu fahren und optisch bieder. Und die Marke habe keine klare Positionierung. Diese Kritik sass. Von da an übernahm der Enkel des Toyota-Gründers Kiichiro Toyoda die direkte Verantwortung für die Marke. Inzwischen sorgen der Sportflitzer RC sowie das Sport-Coupé LC (ab 2020 auch als Cabrio) für Fahrspass auf der Strasse und Freude fürs Auge. Damit nicht genug: Toyoda erkannte das Lifestyle-Potenzial der Marke. Er war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Lexus eine emotionalere Marke wird und dass die Worte «langweilig» und «Lexus» nie mehr im selben Satz auftauchen.

Fahren ohne Kapitänspatent

Mit der Yacht LY 650 ist ihm das gelungen. Auch anspruchsvolle Superreiche werden Gefallen finden am Traumschiff. Der typische Kunde ist für Akio Toyoda ein Mensch, «der so bekannt ist, dass er sich kaum noch frei in der Öffentlichkeit bewegen kann». Diese Yacht bietet laut Toyoda eine Oase, um sich ungestört mit ausgesuchten Vertrauten erholen zu können. Und das Schönste: An Bord muss kein ausgebildeter Profi mit Kapitänspatent sein – gut betuchte Hobby-Seebären dürfen den Joystick selber bedienen. Dabei darf er sich erst noch äusserst sicher fühlen: An Bord ist fortschrittlichste High-End-Technologie. Wenn das System eine Unregelmässigkeit feststellt, sendet es automatisch ein SMS als Warnung. Und wie Parkhilfen bei Autos sorgt auch auf der Yacht modernste Technik dafür, dass der Kapitän in engen Häfen sicher anlegen kann.

Bald auch Lexus-Flugzeuge?

Vor ein paar Tagen enthüllte Firmenchef Toyoda bei der Präsentation der exklusiven Yacht auf der Fahrt von Fort Lauderdale nach Boca Raton in Florida ein Geheimnis: «Lexus ist unsere Luxusmarke, in die wir alle Kraft und Kompetenz unseres Konzerns stecken. Und so ist es klar, dass wir unser Angebot auf andere Formen der Mobilität ausweiten.» Konkret bedeutet das: Das Konzept der Yacht ist Teil einer übergeordneten Strategie, mit der sich Lexus von einem traditionellen Autohersteller zu einem Lifestyle-Brand wandelt. Vorstellen können sich die Japaner beispielsweise auch hochwertige Hotel-Lounges, kulinarische Engagements und Design-Preise. Oder, wie es Yoshihiro Sawa, Präsident von Lexus International, sagte, «ist nach den Elementen Erde und Wasser auch ein Abheben in die Lüfte denkbar – beispielsweise mit einem luxuriösen Privatflugzeug.»

Einstiegspreis ab 3,7 Millionen

Die erste Yacht wurde bereits an einen US-Geschäftsmann verkauft. Eine zweite geht nach Japan. Wobei Lexus nicht bestätigen wollte, dass der Käufer Akio Toyoda ist. Die von SonntagsBlick gefahrene Version kostet knapp fünf Millionen Franken. Der Einstiegspreis liegt bei etwa 3,7 Millionen Franken. Wasserfreunde können beim Lexus-Importeur – auch im Binnenland Schweiz – bestellen. Doch aufgepasst: Im Jahr werden nur sechs bis sieben Schiffe gebaut.

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