Mettet, eine verträumte Kleinstadt in der belgischen Provinz. Der Blick schweift über Wiesen und Wälder, nur das ferne Rauschen der Autobahn durchbricht die Stille. Was soll man hier? Den Honda Civic Type R TCR testen, denn Attraktion des Örtchens ist die Rennstrecke Circuit Jules Tacheny.
Der Rennwagen
Eingeladen hat uns das belgische Rennteam Boutsen Ginion, das mit diesem 2018er-Tourenwagen erfolgreich auf Punktejagd geht. Der Niederländer Tom Coronel (46), seit 28 Jahren Rennprofi, erklärt: «Der TCR ist erstaunlich nahe am Serien-Type-R. Selbst der Motor unterscheidet sich nur durch verbesserte Kühlung und andere Elektronik». Augenfällig am rund 130'000 Franken teuren TCR – für einen Rennwagen fast ein Schnäppchen – sind die fetten 380-Millimeter-Bremsscheiben vorne, üppiger Frontsplitter und Riesen-Heckflügel. Also rein in den Rennoverall und das Cockpit!
Motor starten
Leichter gesagt als getan. Ich zwänge mich durch den Überrollkäfig und passe gerade mal so in die engen Sportschalen. Nun will ich starten – aber wie? Tom Coronel: «Einkuppeln, den Startknopf drücken, mit der rechten Wippe ersten Gang einlegen.» Weitere Gangwechsel des sequenziellen Renngetriebes gehen kupplungsfrei: Einfach über die Wippen am Alcantara-Lenkrad reinhämmern.
Auf der Rennstrecke
Mein Puls ist hoch, die nach heissem Metall riechende Luft stickig. Dann wirds – irre laut: Raus aus der Boxengasse, ab auf den 2,3-Kilometer-Kurs. Jetzt hat der TCR fast nichts mehr mit «normalen» Autos am Hut: Der 350-PS-Renner klebt förmlich auf dem Asphalt, schiebt nur am Grenzbereich leicht über die Vorderräder. Beim Gangwechsel jenseits der 7000 Touren knallts lauthals – genial!
Voll in die Eisen
Alles fliegt bei 230 km/h nur so vorbei, Kurven nähern sich irrwitzig schnell: 200 Meter, 150, 100 – voll in die Eisen. «Pass' auf, dass du nicht das Gaspedal miterwischst!», ruft der Rennprofi vom Beifahrersitz. Nach einigen Runden steige ich verschwitzt aus. «Gut gemacht! Jetzt bin ich dran!», sagt Coronel. Drei Copiloten-Runden später weiss ich: Mein Weg zum Rennprofi wäre noch weit.