Würden Sie ihr Auto einem verurteilten Betrüger überlassen? Vermutlich eher nicht. Ganz anders Ford Schweiz. Der Importeur gibt einen Fiesta in die Obhut des bekannten deutschen Kunstfälschers Wolfgang Beltracchi (67) – allerdings nur in Einzelteilen. Das nicht etwa aus mangelndem Vertrauen, sondern aus praktischen Gründen. Denn der bekannte Künstler soll den Fiesta bemalen.
Ford und der Meisterfälscher
Doch wie passt ein Meisterfälscher zu Ford? Marketingleiter Marc Brunner sieht keine Nachteile in Beltracchis Vergangenheit: «Er war vier Jahre im Gefängnis und hat seine Strafe verbüsst. Jetzt will er neu anfangen.» Brunner war früher selbst Hobby-Maler und interessiert sich für Kunstgeschichte. Deshalb kennt er Beltracchis Werdegang (siehe Box) und weiss: «Nicht jeder könnte ein Auto bemalen.»
Künstlerische Herausforderung
Bekanntlich besteht ein Auto nicht nur aus ebenen Flächen. «Es gibt Kanten und Kurven, auf die ein Bild abgestimmt werden muss, damit es nicht verzerrt wird», erklärt Beltracchi. Weiter hat er den Fiesta nicht am Stück vor sich stehen, sondern nur in Einzelteilen. Erst vor einer Woche wurde der Kleinwagen fertig montiert und Beltracchi musste die Übergänge anpassen – natürlich eine Kleinigkeit für den grossen Maestro. Beltracchi: «Aber die Fläche, die so ein kleines Auto haben kann, habe ich völlig unterschätzt. Ich hatte sicher zwei Wochen, um alles zu bemalen. Zum Glück hatte er ein Glasdach...!»
Zwei Epochen vereint
Der Fiesta zeigt ein bayrisches Wald-Idyll aus dem Jahre 1914, kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs. Die Motive und Elemente hat Beltracchi im Stile der Kunst der damaligen Zeit gemalt. Doch um den Fiesta mit Pinsel sehr dünn zu bemalen, bediente er sich einer Technik aus dem 17. Jahrhundert. Genau dieses vielseitige Talent machte Beltracchi zu einem so guten Fälscher, dass seine Bilder jahrelang als Werke bekannter Künstler durchgingen – und stärkte sein Selbstvertrauen: «Ich weiss was ich kann! Weil ich die Grundlagen gelernt habe, beherrsche ich viele Techniken und kann mir aussuchen, was ich wie malen will. Andere Maler beherrschen nur eine Technik und sind ein Leben lang daran gebunden.»
Ausgefälscht
Inzwischen setzt Beltracchi sein Talent nicht mehr für Fälschungen ein, ausser sie sind als solche gekennzeichnet wie in der TV-Serie «Der Meisterfälscher» von 3Sat/SRF1. Dabei porträtiert er Berühmtheiten wie Emil Steinberger oder Fussballer Mario Gomez im Stile bekannter Künstler wie Joaquín Sorolla oder Vincent van Gogh. Ein anderes aktuelles Projekt ist das Bühnenbild zur Eiskunstshow «Art on Ice» (startet ab Donnerstag im Hallenstadion in Zürich).
Art on Ice
Die aktuelle Show «Das Original» ist von Beltracchis Kunstfälscher-Vergangenheit inspiriert. Der Ford Fiesta mit dem Kunstwerk «Adas Glück» ist ein Teil des Bühnenbildes. Danach wird er zu Gunsten einer wohltätigen Organisation versteigert. Ford Schweiz und Beltracchi rechnen mit einem Erlös von rund 200 000 Franken. Damit würde der kleine Ford zum teuersten Fiesta aller Zeiten – halt kein Auto mehr, sondern ein Kunstwerk!
Wolfgang Beltracchi hat während Jahren Bilder im Stile bekannter Maler wie Claude Monet oder Max Ernst gemalt. Mit Können und dem Gebrauch der richtigen Farben täuschte er die besten Kunstexperten, die seine Bilder als bisher unbekannte Werke der Meister einstuften. Im Jahr 2010 flog Beltracchi auf, weil er in einer Fälschung ein zu modernes Weiss verwendete. Er und seine Frau Helene, die ihm beim Verkauf der Bilder half, wurden 2011 wegen gewerbsmässigem Betrug zu sechs bzw. vier Jahren Haft verurteilt. Nachdem sie ihre Strafe im offenen Vollzug verbüsst haben, leben sie heute in Meggen (LU). Beltracchi malt inzwischen unter eigenem Namen.
Wolfgang Beltracchi hat während Jahren Bilder im Stile bekannter Maler wie Claude Monet oder Max Ernst gemalt. Mit Können und dem Gebrauch der richtigen Farben täuschte er die besten Kunstexperten, die seine Bilder als bisher unbekannte Werke der Meister einstuften. Im Jahr 2010 flog Beltracchi auf, weil er in einer Fälschung ein zu modernes Weiss verwendete. Er und seine Frau Helene, die ihm beim Verkauf der Bilder half, wurden 2011 wegen gewerbsmässigem Betrug zu sechs bzw. vier Jahren Haft verurteilt. Nachdem sie ihre Strafe im offenen Vollzug verbüsst haben, leben sie heute in Meggen (LU). Beltracchi malt inzwischen unter eigenem Namen.