Drive-in Movies Hinwil ZH

Zeitreise ins Kino

«Sensationell, dass die Leute mit ihren schönen Oldtimern kommen» oder «Das ist ja wie eine Zeitreise» so die durchwegs positiven Stimmen auf dem TCS-Fahrsicherheitsgelände in Hinwil ZH. Während die Sonne langsam hinterm Pfannenstiel versinkt, reihen sich in der Abenddämmerung fast 140 Autos auf der Piste auf. Vor den geparkten Autos steht mit einer Fläche von 100 Quadratmetern die grösste Full-HD-Leinwand der Schweiz. Willkommen bei den Drive-in Movies des TCS, mit denen der Kult des Autokinos im Zürcher Oberland vor zwei Jahren sein Comeback feierte.

Wie der Kult entstand

Denn das erste Autokino öffnete bereits 1933 im US-Bundesstaat New Jersey seine Tore. Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten wurde diese Art des Filmgenuss nach dem zweiten Weltkrieg immer beliebter. Zur Blütezeit in den 1950er- und 1960er-Jahren gabs in den USA rund 4000 Autokinos. Sie waren dank der tiefen Preise, den Imbissstände und den Spielplätzen besonders bei Familien beliebt, bis die Besucherzahlen wegen des Fernsehens in den 1970ern zurückgingen.

Das Comeback

Auch der TCS bietet beim Revival auf dem Fahrsicherheitsgelände Brot und Spiele. Im «Food-Village» können sich die Besucher passenderweise mit Burger und Pommes verpflegen, aber es gibt natürlich auch Vegi-Menüs. Den Spielplatz allerdings nur noch für Erwachsene: Die können vorm Filmvergnügen mit verschiedenen Jeep-Modellen noch eine Runde auf der Geländepiste drehen.

Viel zu sehen – auch ohne Film

Viele Kinobesucher nutzen die Zeit auch, um durch die Reihen der geparkten Autos zu schlendern. Eine automobile Zeitreise, denn neben Alltagsautos wie VW Golf oder Skoda Octavia finden sich hier auch Klassiker aus den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren von Ford, Oldsmobile, Buick und Cadillac. Dazu kommen rare Schönheiten wie eine Shelby Cobra oder der Jaguar E-Type von Patrick Hünerwadel aus Zumikon ZH. Zum Geburtstag hat ihn seine Tochter Anouk (25) zum Film «Overdrive» eingeladen, weil darin unter anderem auch ein E-Type gestohlen wird. «Ich fand das eine super Idee von meiner Tochter und es ist wirklich toll, hier mit den schönen Oldtimern. Aber mir hat es etwas zu viele neue Autos.» Mit dieser Ansicht ist Hünerwadel nicht alleine. Auch Marcel Stadler (26) aus Märstetten TG hat gehofft, im Autokino noch mehr alte Autos anzutreffen, was allerdings auch stark vom Film abhängt. Kino-Klassiker ziehen Auto-Klassiker an. «Ich liebe den Lifestyle der 1970er-Jahre und wäre gerne in dieser Zeit geboren...» Stadler ist mit seiner Freundin und einem befreundeten Pärchen passenderweise mit einem 1968er Oldsmobile vorgefahren.

So funktioniert es

Ob Besucher oder Autos, von jung bis alt ist alles dabei – sogar Fussgänger sind willkommen. Sie können es sich in Liegestühlen oder gar auf VIP-Plätzen, passender Weise mit Sitzkissen ausgestattete Pickup-Ladeflächen, bequem machen. Die Regeln für den Autokino-Genuss sind einfach: Motor und Licht aus, Radio an, denn der Ton kommt über UKW, damit auch die Oldtimer mithören können. Einer Batterie wars zu viel, der Oldtimer musste nach dem Film überbrückt werden, aber darauf sind die TCS-Profis vorbereitet.

Verschiedene Prioritäten

Kurz vor 21 Uhr, die Sonne ist gerade ganz hinterm Pfannenstiel verschwunden, schlendern die Besucher für den Filmstart zu ihren Autos zurück. Auf den 20-jährigen Tim Kottmeyer aus Steinhausen ZG wartet ein Ford Mustang Cabrio von 1964. «Autos interessieren mich nicht gross. Ich liebe die USA und den «American Way of Life» – beides verkörpert der Mustang. Autokinos gehören ebenfalls zu diesem Lifestyle, deshalb mussten wir kommen», sagt der Vintage-Liebhaber, schaut zu seiner Freundin Joanna Adam (18) und ergänzt schmunzelnd, «im Auto sind wir unter uns. Der Film ist eigentlich zweitrangig...»