Dany Bahar – Mitgründer von Ares Design
«Wir sind keine Bastelbude»

Was sich vor vier Jahren nach einer spleenigen Idee anhörte, ist auf dem besten Weg zum Big-Business – glaubt man dem Schweizer Boss und Mitgründer Dany Bahar (46). Wir besuchten seine neue Fabrik in Modena (I).
Publiziert: 18.02.2018 um 20:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:40 Uhr
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Corvette Sting Ray von 1964 mit moderner Technik.
Foto: Roland Löwisch
Roland Löwisch

Die 18'000-Quadratmeter-Fabrik an der Autobahn SS9 bei Modena wirkt noch nicht sehr geschäftig. Kein Fleck trübt die Sitzgarnituren, kein Ölspritzer verunziert den versiegelten Boden. Eine Handvoll Mitarbeiter steht herum, in der Entwicklungsabteilung schieben ein paar Angestellte bunte Grafiken und analoge Autoteile hin und her. Ein ausgebuchtes Start-Up stellen wir uns anders vor.

Der Schweizer Dany Bahar ist zurück in der Auto-Szene. Im italienischen Modena bietet er mit Ares Design spezielle Umbauten auf Kundenwunsch.
Foto: Roland Löwisch

Teure Spielzeuge

Der Chef begründet die Ruhe mit der heutigen Eröffnung der Fabrik und einem Feiertag in der Region. Die Produkte jedenfalls, die er uns bei der offiziellen Vorstellung der Fabrik von Ares Design in Modena präsentiert, beeindrucken. Da steht ein Porsche GT3 RS Targa, eine neu gestylte G-Klasse namens Ares X-Raid, aufgerüstete Land Rover Defender, eine Corvette Sting Ray Baujahr 1964 mit moderner Technik und eine modernisierte De Tomaso-Pantera-Karosserie auf Lamborghini Huracán-Chassis. Welcome im Reich des Dany Bahar.

Besonders beliebt sind Klassiker wie diese Corvette Sting Ray von 1964 mit moderner Technik. In diesem Fall ist unter anderem der 525 PS starke V8 aus einer aktuellen Corvette zu finden.
Foto: Roland Löwisch

Mit Ares Design ist der nicht unumstrittene Schweizer mit türkischen Wurzeln in der Welt der automobilen Player zurück. Der Marketing-Spezialist übernahm 2009 nach Stationen bei Red Bull und Ferrari als CEO das Steuer beim kränkelnden englischen Autobauer Lotus und überraschte die Branche mit der vollmundigen Ankündigung, die kleine Schmiede zum ernsthaften Sportwagen-Konkurrenten zu machen. Es folgten fünf neue Prototypen, eigene Motoren sollte Lotus auch bauen. Doch der neue Lotus-Eigner DRB-Hicom bremste Bahars kostenintensiven Höhenflug und warf ihn 2012 raus. Bahar wird oft auf diese Zeit angesprochen: «I don’t care – was soll’s, ich kann es sowieso nicht ändern...», weiss der nach wie vor ausgesprochen smarte Manager mit dem gewinnenden Lächeln.

«Coachbuilding» statt Edel-Tuning

Das Ares-Projekt – zunächst beschränkt auf Edel-Tuning – begann mit ihm als einer von diversen Gründern 2013. «Ich wollte das nie als Fulltime-Job machen», sagt er. Aber das Hobby wurde zu Arbeit, als die Stückzahlen stiegen: «Da entschlossen wir uns, das Geschäft richtig professionell aufzubauen.» Von Edel-Tuning will er auch nichts mehr wissen – «Coachbuilding» ist das Mass seiner Dinge. Die Firma mit heute 110 Mitarbeitern (Ziel: 200) soll zunächst auf drei Beinen stehen: «Individualisierung und Personalisierung im Karosseriebau», «Retro-Karosserien über moderne Chassis» und «moderne Chassis unter Klassikerkarosserien.»

Nur auf Kundenwunsch

Bahars Geschäftsmodell ist einfach: Nie selbst Autos kaufen, umbauen und dann an den solventen Mann bringen, sondern den Kunden das Auto kaufen oder ihn seinen Gebrauchten liefern lassen, um dann nach Wunsch des Besitzers Hand anzulegen. Beispiele: Ein Porsche-Besitzer möchte aus seinem GT3 RS einen GT3-RS-Targa machen. Also lässt er Bahar und seine Mannschaft an sein bestes Stück. Und ein englischer Händler möchte seinen Kunden etwas Spezielles anbieten – aufgemotzte Defender mit Karbon und Range-Rover-V8 unter der Haube. So bestellt er mal eben 53 Stück davon, Ares Design baut sie auf gebrauchten 2014er Defender auf.

Auch Kombinationen wie ein Porsche 911 GT3 RS mit Targa-Dach sind für einen stolzen Preis zu haben.
Foto: Roland Löwisch

Oder jemand liebt seine AMG G-Klasse mit 5,5-Liter-V8, hätte aber gern weichere Formen drumherum und liefert seine Designideen gleich mit. So entstand der Ares X-Raid, das erste «eigene» Ares-Auto – ein optisch weichgespülter Riese, der gar Ares-Chefdesigner Mihail Panaitescu (32) nicht wirklich gefällt. Aber der Kunde ist schliesslich König – wenn nicht gar Scheich oder Emir. Und dann sind da noch Kunden wie der Pantera-Freund oder der Ferrari-Verliebte, der einen 412 besitzt und diesen in «modern» haben will. Heisst: Neue, an den 412 erinnernde Karosserie über ein modernes Chassis, in diesem Fall auf die Basis eines 690 PS starken Ferrari GTC4 Lusso. Baukosten: bis zu 900'000 Franken – billiger wirds, wenn der Kunde das Design nicht nur für sich behält, sondern für eine Kleinserie freigibt.

Altes Design mit neuer Technik

Und was spült am meisten Geld in die Ares-Kassen? Bahar: «Alte Autos mit neuer Technik haben uns im letzten Jahr über 30 Prozent des Umsatzes gebracht. Ich glaube, ihnen gehört die Zukunft.» Und er führt als Beispiel den Umbau einer Corvette Sting Ray an, ursprünglich Baujahr 1964, die nun mit der neuesten 525-PS-V8-Technik versehen wurde. Für deren Umbau waren 3500 Mannstunden nötig. Solche vom ursprünglichen Hersteller nicht geplante Hochzeiten kosten bei Ares rund 800'000 Franken, wobei – wie bei allen Preisangaben – das Spender-Auto im Preis inbegriffen ist. «Im Bestellbuch stehen zudem ein Bulli-Projekt und der Umbau eines Volvo P1800», verrät Bahar. «Eine neue Hülle auf ein neues Fahrzeug ist zwar spektakulär, aber auch wesentlich teurer und braucht viel Zeit.»

Ein weiteres Projekt von Ares Design ist die Karosserie eines Ferrari 412 auf der Basis eines GTC4 Lusso.
Foto: Roland Löwisch

Offiziell geprüft

Laut Bahar werden alle in Modena gemachten Umbauten vom deutschen TÜV (!) zertifiziert – der Prüfer kommt während einer Umbauphase sieben Mal nach Italien, um den Fortgang zu dokumentieren. Einzig die Motoren werden in Ruhe gelassen oder höchstens mit einem Chip gestärkt. Bahar: «Wir möchten die gesamte Mechanik so wenig wie möglich anfassen.» Was nur halb stimmt, schenkt man Bahar Glauben. Denn künftig will sich Ares Design auch der Elektrifizierung von Autos widmen. Natürlich in grossem Stile: «Wir haben jetzt 24 Millionen Franken in neue Projekte, Gebäude und Maschinen investiert und wollen in diesem Jahr weitere 30 Millionen für Zusatzprojekte locker machen. Dazu gehört ein Inhouse-Programm für Elektrifizierung.»

Unter Strom

Ein Team von 25 Experten soll eine 2000 Quadratmeter grosse Spezialabteilung eröffnen (ein bisschen experimentiert wird schon jetzt in Sachen-E-Mobility: Ein Tesla S wird derzeit zum Shooting Brake umgebaut). Zusätzlich will Bahar ein Alu-Kompetenzzentrum einrichten – «zurzeit können wir nur Plastik und Karbon. Die Leute sollen schliesslich sehen, dass das hier keine Bastelbude ist ...»

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