Car-to-Car-Vernetzung
Bald keine Ampeln mehr?

Untereinander kommunizierende Fahrzeuge könnten schon bald Verkehrsampeln überflüssig und den Verkehr an Kreuzungen effizienter und vor allem sicherer machen.
Publiziert: 23.10.2018 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2018 um 10:57 Uhr
Braucht es bald keine Ampeln mehr?
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Ford setzt auf Car-to-Car-Vernetzung:Braucht es bald keine Ampeln mehr?
Raoul Schwinnen

Ein Stopp am Rotlicht kostet Zeit! Im Schnitt wartet jeder Autofahrer pro Jahr zwei volle Tage (!) am Rotlicht. Zudem passieren an Ampelkreuzungen 60 Prozent aller Unfälle. Kein Wunder also, forschen Universitäten, aber auch die Autoindustrie mit Hochdruck an Algorithmen, wie wir im Auto künftig ohne zeitraubenden Halt und erst noch sicher über die Kreuzung kommen.

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Animation, wie zwei kommunizierende Autos ohne deutliche Verlangsamung über eine Kreuzung fahren, ohne sich zu berühren.
Foto: Werk

Kommunikation mit Infrastruktur

So tütfelt Audi schon länger an Fahrzeugen, die mit Ampelsystemen kommunizieren. «Erstmals tauschten unsere Autos schon vor drei Jahren in Echtzeit Daten mit der Verkehrsinfrastruktur aus», verrät Audi-Ingenieur Michael Zweck. In einer ersten Testphase erhielt der Fahrer im Cockpit die Information, ob er mit der erlaubten Geschwindigkeit die nächste grüne Ampel noch erreicht. Wenn nicht, wurde per Countdown die Zeit bis zur nächsten Grünphase angezeigt. Die Audi-Tests mit einem vernetzten Ampelsystem in Ingolstadt (D) zeigten, dass die Autofahrer dank dieser Info entspannter unterwegs sind. «Vor allem aber», so Projektleiter Zweck, «sank die Zahl der Autos, die im Verkehr bis zum Stillstand abbremsen mussten, um rund 20 Prozent.» Natürlich sei das aber nur der Anfang. «Am Ende», so Zweck, «steht natürlich auch bei uns das autonome Fahren.»

Kommunikation Car-to-Car

Dafür ist es unerlässlich, dass die Fahrzeuge nicht nur mit der fixen Infrastruktur, sondern vor allem auch untereinander kommunizieren. So arbeitet Ford an Algorithmen, die erlauben, dass zwei sich gleichzeitig einer Kreuzung nähernde Autos ihr Tempo so regulieren, dass sie beide ohne abrupte Bremsmanöver sicher und unfallfrei aneinander vorbeikommen. Ampeln bräuchte es dann – zumindest für Fahrzeuge – nicht mehr.

Interessant: Für ihre Algorithmen ortientieren sich die Ford-Ingenieure am Verhalten von Passanten, die sich ihren Weg durch grosse Menschenmassen bahnen. Die also das Schritttempo je nach Situation verlangsamen oder beschleunigen, um einen Zusammenstoss mit anderen Personen zu vermeiden, ohne aber je ganz stehen zu bleiben.

Zwischenlösung zum autonomen Fahren

Solange es allerdings noch keine selbstfahrenden Autos gibt, die in «gegenseitiger Absprache» das Tempo vor Kreuzungen selbständig drosseln, sieht Ford die Lösung darin, dem Fahrer eine optimale Geschwindigkeit vorzuschlagen, die es ihm erlaubt, sicher, aber ohne Stopp (und ohne Ampel) an den anderen Verkehrsteilnehmern vorbei über die Kreuzung zu kommen.

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