Wir alle kennen den Julierpass, die wichtigste ganzjährig geöffnete nördliche Verbindung ins Engadin (und der erste Schweizer Alpenübergang, der einen durchgehenden Asphaltbelag erhielt). Oder die legendäre Tremola auf den längst untertunnelten Gotthard – einst eine der wichtigsten Verbindungen vom Norden in den Süden. Beide populär, mit Höhen von 2284 Meter (Julier) beziehungsweise 2106 Meter (Gotthard) über dem Meer aber nicht unter den sieben höchsten Passstrassen der Schweiz. Zu den Top 7 gehören:
7. Livignopass (2315 m ü. M.)
Der rund 21 Kilometer lange, recht gut ausgebaute, aber eher unspektakulär verlaufende und bis zu zwölf Prozent steile Pass führt von der italienischen Exklave Livigno nach Graubünden. Die Grenzkontrolle zwischen Italien und Schweiz findet auf der 2315 Meter hohen Passhöhe statt. Der Livignopass, oder auch Forcola di Livigno ist bei Touristen für zollfreies Einkaufen beliebt. Zudem lässt er sich auch bestens mit einer Fahrt über den Berninapass kombinieren. Achtung: Für Wohnwagen ist die Passstrasse nicht geeignet.
6. Berninapass (2328 m ü. M.)
Die 37 Kilometer lange, über die Jahre mehrmals verbreiterte und maximal zehn Prozent steile Verbindung zwischen dem Oberengadin und dem Puschlav ist seit 1965 die höchste ganzjährig geöffnete Passstrasse der Schweiz. Im Gegensatz zum Splügenpass ist sie keine alpenquerende Transitroute mit europäischer Bedeutung. Seit 1910 – seit 1913 auch im Winter – überquert zudem auch die berühmte Berninabahn den Pass. Den nötigen Strom dazu bezieht sie aus dem südlich der Passhöhe gelegenen Stausee Lago Bianco.
5. Flüelapass (2383 m ü. M.)
Die 27 Kilometer lange und bis zu zehn Prozent steile Rampe ist die höchste Passstrasse innerhalb eines einzelnen Schweizer Kantons und wurde 1867 gebaut. Danach entwickelte sich ein reger Postkutschen-Verkehr. Und noch heute fährt im Sommer jeweils am Dienstag eine historische sechsspännige Postkutsche von Davos-Platz GR zum Flüela-Hospiz und zurück. Seit der Fertigstellung des Vereina-Eisenbahnverlads im Jahr 1999 hält der Kanton Graubünden die Passstrasse von Januar bis Mai aber nicht mehr offen.
4. Furkapass (2429 m ü. M.)
Die 29 Kilometer lange, maximal elf Prozent steile und 1866 neu angelegte Strasse verbindet Realp im Kanton Uri mit Oberwald im Wallis. Sie bietet ein atemberaubendes Bergpanorama mit dem Rhonegletscher. Mit Fertigstellung der Furka-Oberalp-Bahn 1926 erhielt der Furka eine zusätzliche Touristen-Attraktion, die allerdings nach dem Bau des Basistunnels 1982 eingestellt wurde. Zur Freude vieler Eisenbahnfans belebten private Initianten diese legendäre «Dampf-Strecke» neu – und so können Touristinnen und Touristen die Schönheit der Furka heute auch wieder quasi mit Volldampf geniessen.
3. Grosser St. Bernhard (2469 m ü. M.)
Die dritthöchste Passstrasse ist besonders geschichtsträchtig. Schon seit Römerzeiten verbindet sie das Wallis mit dem italienischen Aostatal. Mit dem im 11. Jahrhundert von Bernhard von Aosta gegründeten Hospiz auf der Passhöhe zählt der 44 Kilometer lange Übergang zu den ältesten der Alpen. Weltberühmt sind die nach dem Hospizgründer benannten Lawinenhunde. Der erste alpenquerende Strassentunnel Europas entlastete ab 1964 diese Passstrasse. Seit der Eröffnung des Gotthardtunnels 1980 haben Tunnel und Passstrasse am Grossen St. Bernhard aber wieder an Bedeutung verloren.
2. Nufenenpass (2478 m ü. M.)
Welcher «Gümmeler» kennt den Nufenen nicht? Die 44 Kilometer lange und bis zu 13 Prozent steile Verbindung zwischen dem Tessin und dem Walliser Rhonetal fordert einem auf dem Velo alles ab, entschädigt dafür aber auf der Passhöhe mit imposantem Panorama und der Flora im Frühsommer. Vermutlich wegen der grossen Lawinengefahr (1863 wurde Bedretto TI durch Lawinen fast völlig zerstört) war der zweithöchste Schweizer Alpenpass im Gegensatz zum Grimsel wirtschaftlich nie ähnlich bedeutend. Noch heute beeindrucken uns dafür die imposanten Lawinen-Schutzkeile in jedem Dorf im Bedrettotal.
1. Umbrailpass (2501 m ü. M.)
Die höchste Passstrasse der Schweiz führt als einzige auf über 2500 Meter über dem Meer und verbindet auf 33 Kilometern mit maximal zwölf Prozent Steigung das Bündner Val Müstair mit Bormio in Italien. 1901 wurde sie mit eidgenössischen und kantonalen Subventionen gebaut. Der Bundesrat sagte damals: «Wir bauen für den Frieden, der die Regel ist. Massgebend müssen die volkswirtschaftlichen, nicht militärischen Gesichtspunkte sein.» Seit 1925 wird der Umbrailpass von Autos befahren. Die Streckenführung ist original.
Quelle: Alpen-paesse.ch