Es leuchtete orange, war ein Farbklecks im sonst so grauen Biel: Das Haus des Ehepaars Zysset. Doch den Bieler Stadtbehörden wars zu bunt. Begründung: Zu auffällig! Gestützt vom Berner Verwaltungsgericht wiesen sie die Zyssets an, die orange Farbe zu übertünchen.
Diese hatten aber bereits 27'000 Franken für den neuen Anstrich ausgegeben. Doch Biel blieb hart und drohte mit einer Busse von 40'000 Franken, wenn sie es nicht rückgängig machen würden. Auch eine 100'000-Franken-Busse drohte im Wiederholungsfall. Das Ehepaar Zysset versuchte alles, um gegen den Entscheid anzukämpfen, scheiterte aber schliesslich vor dem kantonalen Gericht. Auch eine Petition mit über 4000 Unterschriften half ihnen nicht.
«Die Schweiz vermissen wir nicht»
Willy und Marie Zysset sahen daraufhin rot. Im BLICK kündigten sie an, genug vom wiehernden Berner Amtsschimmel zu haben, das Haus verkaufen zu wollen und nach Afrika auszuwandern. Und sie hielten Wort: Laut «Le Matin» wohnt das Ehepaar jetzt in Kamerun.
BLICK erreicht Willy Zysset vor Ort in Ngoulémakong. Von den Problemen in der Schweiz will er nichts mehr wissen. Dafür habe er auch gar keine Zeit: Er muss sein neues Haus streichen! «Dieses Mal aber in weiss», sagt er lachend. «Das hält die Hitze ab.» Momentan ist er gerade mit den Elektro- und Wasserinstallationen an seinem neuen Haus beschäftigt.
Sobald das Haus fertig ist, werden Zyssets ihren Ruhestand in vollen Zügen geniessen. «Ich möchte jagen und fischen gehen und wir werden uns mit Freunden und Verwandten treffen», sagt Willy Zysett. «Die Schweiz vermissen wir nicht.» Trotzdem wird das Ehepaar ab und zu ihre vier Kinder und fünf Enkel in der Schweiz besuchen.
Neuanstrich bis am 17. März
Und sollten sie doch einmal Heimweh haben, lädt die Schweizer Botschaft in Kamerun jeden zweiten Monat Schweizer Auswanderer zum Jassen ein.
Dem orangen Farbklecks in Biel geht es unterdessen an den Kragen: Bis am 17. März muss der neue Besitzer das Haus neu gestrichen haben – offenbar wird es einen schlichten Grauton erhalten. Eigentlich geht das Zyssets nichts mehr an, da sie das Gebäude verkauft haben. Vorgesorgt haben sie aus Erfahrung aber dennoch, wie Willy Zysset sagt: «Wir haben notariell beglaubigen lassen, dass der Käufer das Haus neu streichen muss.»