Zweiter Skripal-Attentäter der Lüge überführt
Tourist? Er arbeitet für Russen-Geheimdienst!

Eine Gruppe von Investigativ-Journalisten hat nach eigenen Angaben die wahre Identität auch des zweiten mutmasslichen Skripal-Attentäters enthüllt. Es handelt sich um einen Militärarzt des russischen Militärgeheimdienstes GRU.
Publiziert: 09.10.2018 um 02:23 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 11:21 Uhr
Ermittler identifizieren zweiten Verdächtigen
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Fall Skripal:Ermittler identifizieren zweiten Verdächtigen

Wer sind die zwei Männer, die im Frühling dieses Jahres den Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter Julia mit dem Nervenkampfstoff «Nowitschok» vergiftet haben sollen? Im Interview mit Russia Today gaben sich Alexander Petrow und Ruslan Boschirow als zwei ganz normale Touristen, die sich für Salisburys Wahrzeichen interessierten, aus.

Doch die Darstellung der Russen kriegt Risse: Ende September deckten das russische Portal «The Insider» und das britische investigative Recherchenetzwerk «The Bellingcat» auf, das Boschirow in Wirklichkeit Anatolij Tschepiga (39) heisst und auch gar kein Zivilist ist. Tschepiga ist laut den Recherchen ein Agent des russsischen Militärgeheimdienstes GRU (BLICK berichtete).

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Alexander Petrow (links) und Ruslan Boschirow werden verdächtigt, Sergej Skripal vergiftet zu haben. Sie stritten das ab.
Foto: REUTERS / HANDOUT

Zweiter Verdächtiger ist russischer Militärarzt

Zwei Wochen nach diesem ersten Paukenschlag wurde jetzt auch der zweite Mann, Alexander Petrow, von den gleichen Investigativ-Journalisten der Lüge überführt. In Wahrheit soll der zweite Verdächtige im Skripal-Fall Alexander Mischkin (39) heissen. Wie sein Kumpel Anatolij Tschepiga soll auch er dem GRU angehören, allerdings als Militärarzt.

Die Journalisten haben unter anderem Angaben von Bekannten des Verdächtigen sowie verschiedene Ausweisdokumente ausgewertet. 

Seit 2010 heisst Mischkin «Alexander Petrow»

Mischkin sei auf einer Elite-Militärakademie zum Arzt ausgebildet worden. Während des Studiums wurde er vom Geheimdienst angeworben, schreibt «The Bellingcat» weiter. 2010 sei er unter dem Decknamen Alexander Petrow nach Moskau gezogen.

Die britischen Ermittler werfen dem Duo vor, unter ihren Decknamen nach Salisbury gereist zu sein und den Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergei Skripal und seine Tochter Julia verübt zu haben. London macht den Kreml als Auftraggeber für das Attentat verantwortlich. Moskau bestreitet die Vorwürfe. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. (nim)

Giftgas-Attacke in Salisbury

Der Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden und kämpfen seitdem um ihr Leben. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des eins in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffes Nowitschok. Beide wurden schwer verletzt und entkamen nur knapp dem Tod. (kin)

Der Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden und kämpfen seitdem um ihr Leben. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des eins in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffes Nowitschok. Beide wurden schwer verletzt und entkamen nur knapp dem Tod. (kin)

Was ist Nowitschok?

Vieles deutet darauf hin, dass der russische Ex-Spion Sergej und seine Tochter Julia Skripal in England durch das Nervengift Nowitschok vergiftet wurden.

Tödlicher «Neuling»

Die Sowjetunion hat zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren eine Serie neuartiger Nervenkampfstoffe entwickelt, die zu den tödlichsten gehören, die je hergestellt worden sind. «Nowitschok» heisst auf Deutsch «Neuling». Es ist achtmal so stark wie der VX-Kampfstoff, mit dem Nordkorea in der Regel seine Feinde ermorden lässt.

Einfache Herstellung

Es braucht dazu nur zwei relativ harmlose Stoffe, die bei der Zusammenführung äusserst tödlich werden. Die Stoffe können ohne grosse Probleme transportiert und vor Detektoren versteckt werden. Als er 1992 das Geheimprogramm auffliegen liess, sagte der russische Chemiker Vil Mirzayanow: «Die Besonderheit dieser Waffe liegt in der Einfachheit ihrer Komponenten. Sie werden in der Zivilindustrie verwendet und können daher international nicht reguliert werden.»

Anwendung als Puder

Das Mittel wird vorwiegend als ultrafeiner Puder zerstäubt. Die Betroffenen sterben meistens an Herzversagen oder Ersticken, da sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt. Überlebt das Opfer, bleibt es meistens gelähmt.

Gegenmittel

Dem Opfer muss umgehend die kontaminierte Kleidung ausgezogen, und der Körper muss gewaschen werden. Es gibt Gegenmittel, unter anderem Atropin, Pralidoxim und Diazepam. Deren rettende Wirkung ist aber nicht garantiert.

Vieles deutet darauf hin, dass der russische Ex-Spion Sergej und seine Tochter Julia Skripal in England durch das Nervengift Nowitschok vergiftet wurden.

Tödlicher «Neuling»

Die Sowjetunion hat zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren eine Serie neuartiger Nervenkampfstoffe entwickelt, die zu den tödlichsten gehören, die je hergestellt worden sind. «Nowitschok» heisst auf Deutsch «Neuling». Es ist achtmal so stark wie der VX-Kampfstoff, mit dem Nordkorea in der Regel seine Feinde ermorden lässt.

Einfache Herstellung

Es braucht dazu nur zwei relativ harmlose Stoffe, die bei der Zusammenführung äusserst tödlich werden. Die Stoffe können ohne grosse Probleme transportiert und vor Detektoren versteckt werden. Als er 1992 das Geheimprogramm auffliegen liess, sagte der russische Chemiker Vil Mirzayanow: «Die Besonderheit dieser Waffe liegt in der Einfachheit ihrer Komponenten. Sie werden in der Zivilindustrie verwendet und können daher international nicht reguliert werden.»

Anwendung als Puder

Das Mittel wird vorwiegend als ultrafeiner Puder zerstäubt. Die Betroffenen sterben meistens an Herzversagen oder Ersticken, da sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt. Überlebt das Opfer, bleibt es meistens gelähmt.

Gegenmittel

Dem Opfer muss umgehend die kontaminierte Kleidung ausgezogen, und der Körper muss gewaschen werden. Es gibt Gegenmittel, unter anderem Atropin, Pralidoxim und Diazepam. Deren rettende Wirkung ist aber nicht garantiert.

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