In Hollywood gibt es sie längst: bewohnbare Exoplaneten, also erdähnliche Gesteinskugeln ausserhalb unseres Sonnensystems. So spielt der Erfolgsfilm «Avatar – Aufbruch nach Pandora» hauptsächlich auf dem fiktionalen erdähnlichen Mond «Pandora» im Alpha Centauri-System. Ganz in der Nähe – in kosmischen Dimensionen gesprochen – haben Forscher einen erdähnlichen Exoplaneten entdeckt (BLICK berichtete). Nun stellt sich eine alte Frage mit neuer Brisanz: Gibt es tatsächlich Leben ausserhalb der Erde?
In der habitablen Zone
Proxima b ist der erdnächste Exoplanet, den die Wissenschaft bisher entdeckt hat. Obwohl streng wissenschaftlich noch von einem «Planetenkandidaten» gesprochen wird, sind sich die Astronomen zu 99 Prozent sicher. Proxima b umkreist den Stern Proxima Centauri, dabei handelt es sich um den nächsten Stern zu unserer Sonne. Die Distanz zwischen dem neu entdeckten Planeten und der Erde beträgt 4,25 Lichtjahre, das sind 40 Billionen Kilometer.
Der Planet ist aber nicht nur der erdnächste, sondern auch sehr erdähnlich. Gemäss Schätzungen entspricht seine Masse mindestens dem 1,3-Fachen der Erde. Proxima b befindet sich möglicherweise in der sogenannt habitablen Zone. In dieser Zone erlauben die Temperaturen die Existenz von Wasser in flüssiger Form – die Voraussetzung für Leben.
Pflanzen hätten schwarze Blätter
Obwohl der Exoplanet den Stern Proxima Centauri relativ eng umkreist, ist es wohl im Schnitt mindestens 20 Grad kälter als auf der Erde. Denn Proxima Centauri ist ein sogenannter roter Zwerg. Proximas Masse beträgt etwa zwölf Prozent unserer Sonne. Deshalb bekommt der neu entdeckte Exoplanet nur ungefähr zwei Drittel der Energie, die von der Sonne auf die Erde einstrahlt. Aber ein Treibhauseffekt könnte die Temperatur über den Gefrierpunkt heben. Ob der Planet eine Atmosphäre hat, ist nicht klar. Astrophysiker Ansgar Reiner betont aber: «Die Existenz von Wasser ist plausibel.»
Der Astronom Martin Kürster spekuliert, dass allfällige Pflanzen auf Proxima b wahrscheinlich schwarze Blätter hätten. Auf diese Weise könnten sie das wenige Licht am effizientesten nutzen. Allerdings rotiert der Exoplanet wahrscheinlich so, dass er dem Stern stets dieselbe Seite zuwendet. Das bedeutet, es gibt eine dunkle, kalte Seite und eine helle, warme – wohl eher ungünstige Bedingungen für Leben.
Grossprojekt mit Stephen Hawking
Genauere Informationen über Proxima b dürften noch einige Jahrzehnte auf sich warten lassen. Doch der Planet könnte für Raumsonden immerhin noch im Laufe des 21. Jahrhunderts erreichbar sein. Der russische Milliardär Juri Milner arbeitet momentan zusammen mit Stephen Hawking und Mark Zuckerberg am ehrgeizigen Projekt «Breakthrough Starshot»: Ziel ist die Beschleunigung von Nanosatelliten auf einen Fünftel der Lichtgeschwindigkeit, also auf schwer vorstellbare 216 Millionen km/h. Der vielversprechende Exoplanet könnte so binnen 20 Jahren erreicht werden.
Der Astronom Martin Kürster meint zur Deutschen Presse-Agentur: «Was uns Wissenschaftlern besonders gefällt: Das ist der häufigste Sterntyp.» 70 bis 80 Prozent der Sterne der Milchstrasse sind ähnliche rote Zwerge wie Proxima Centauri. «Wenn es schon beim ersten einen Treffer gibt, legt das die Vermutung nahe, dass es viele solcher Planeten gibt.» (pfc)