Zwei Welten auf Kos
Mit dem Touri-Zügli durchs Flüchtlings-Elend

Rund 7000 Migranten sind auf Kos gestrandet. Touristen und Einheimische sind irritiert. Und auch die Flüchtlinge wollen nur eines: möglichst schnell weg von der griechischen Insel. Eine Lose-Lose-Situation im Ferienparadies.
Publiziert: 14.08.2015 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:26 Uhr

Es gehört zum Ferienprogramm von vielen Touristen: Eine Fahrt mit dem Sightseeing-Zügli zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten am Urlaubsort. Auch bei den Gästen auf Kos ist die Tour beliebt.

Nur bietet sich den Urlaubern dort auf ihrer Rundfahrt momentan ein Anblick, den sie so wohl nicht erwartet hatten.

Mehrere tausend Migranten sind auf der beliebten griechischen Ferieninsel gestrandet –  und der Touristen-Zug fährt mitten durch ihre notdürftig eingerichteten Lager, wo die Flüchtlinge unter teilweise unwürdigen Bedingungen leben.

Überforderte Touristen und Einheimische

«Es fühlt sich komisch an. Manche Orte sind völlig überflutet. Man hat Mitleid, kann ihnen aber nicht helfen», sagt ein französischer Tourist. «Andererseits will man einfach seine Ferien geniessen. Ich fühle mich nicht wohl dabei.»

Auch Einheimische sind mit der Situation überfordert. Ein Kellner beklagt sich, dass sich die Touristen wegen der Flüchtlinge nicht mehr aus dem Hotel trauen würden – und folglich als Gäste ausblieben. «Der August ist normalerweise der beste Sommermonat – jetzt ist er katastrophal», sagt er.

«Es ist einfach nur scheisse hier!»

Dabei wollen die Flüchtlinge nur eines: möglichst schnell weg. «Entschuldigung, es ist scheisse hier, einfach nur scheisse», sagt ein junger Mann aus Syrien. «Ich will einfach nur meine Papiere, damit ich sofort von der Insel verschwinden kann.»

Humanitäre Organisationen bezeichneten die Lage auf Kos als chaotisch, es kam auch zu Ausschreitungen. Ähnlich ist die Situation auch auf anderen Inseln der Ostägäis, etwa auf Samos, Lesbos und Chios.

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