Genau zwei Jahre ist es her, dass die Germanwings-Maschine mit der Flugnummer 4U 9525 auf dem Weg nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellte. 144 Passagiere und 5 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben, als Co-Pilot Andreas Lubitz (†27) den Airbus in einen Felsen lenkte.
Doch handelte es sich bei der Tragödie tatsächlich um einen erweiterten Suizid, wie die Ermittler zum Schluss kamen? Die Familie des Co-Piloten stellte diese Frage heute Morgen an einer Pressekonferenz in Berlin in den Raum – und ist überzeugt: Die Antwort ist nicht so klar, wie sie bislang zu sein schien.
So beteuern Lubitz’ Vater und die geladenen Redner, dass der Todespilot nicht depressiv gewesen sei. Er habe seinen Sohn als «lebensbejahenden, verantwortungsvollen und engagierten Menschen» erlebt, sagte Günter Lubitz (63).
Vorwürfe und Zweifel
Statt zu trauern, hat er in den vergangenen Jahren vor allem eins: gezweifelt. Er engagierte den Aviatikjournalisten Tim van Beveren (56), um ein Gutachten zu erstellen. Darin kommt der Experte zum Schluss, dass es keine Beweise für einen Suizid von Lubitz gebe. Vielmehr gebe es noch immer zahlreiche offene Fragen, denen niemand nachgegangen sei.
So zieht der Gutachter in Zweifel, dass Lubitz den Kapitän absichtlich aus dem Cockpit ausschloss. Er stellt die These in den Raum, dass auch das Keypad kaputt gewesen sein könnte, mit dem im Notfall die Cockpittür geöffnet werden könnte. Es fehle zudem der Nachweis, dass Lubitz tatsächlich bei Bewusstsein war. Tests hätten weiter ergeben, dass ein Pilot die Änderung der Flughöhe nicht so schnell einstellen könne, wie dies Lubitz getan haben soll.
Deutsche Flugunfallexperten und die Bundesregierung halten derweil an der Korrektheit der Untersuchungen fest. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft dementierte zudem dass Lubitz zum Zeitpunkt der Katastrophe völlig gesund gewesen sei.
Trauerfeiern in Frankreich
Für die Angehörigen der Opfer ist die Pressekonferenz, ganz besonders dessen Timing, ein Affront. Während sich Lubitz in Berlin vor den Medien in Szene setzte, fanden in Südfrankreich Gedenkveranstaltungen für die Opfer statt. Die Pressekonferenz sei eine «Provokation», so ein Hinterbliebener. Der Anwalt von mehreren Dutzend Opferfamilien spricht von «hanebüchenen Fakten», die präsentiert würden.
Günter Lubitz betonte an der heutigen Pressekonferenz, den Termin nicht gewählt zu haben, um die anderen Angehörigen zu verletzen. Der Zeitpunkt habe einfach «am meisten Gehör für sein Anliegen» versprochen. Eine Begründung, die bei den Hinterbliebenen kaum für Verständnis sorgen dürfte. (lha)