Spielende Kinder, lachende Badegäste und handelnde Strandverkäufer: So sieht ein normaler Tag am Badestrand in Puerto Naos auf La Palma aus. Oder sah er zumindest. Denn seit dem 19. September 2021 ist im kanarischen Badeort nichts mehr, wie es einmal war.
An jenem verhängnisvollen Tag brach auf La Palma der Vulkan Cumbre Vieja aus. Fast drei Monate lang spuckte er Asche und Lava, noch heute sieht man vom Krater Rauch aufsteigen. Es sollte der folgenreichste Ausbruch in der Geschichte von La Palma werden. Mit Folgen bis heute.
Vulkan-Gase machen Leben unmöglich
Als Blick den Badeort besucht, ist weit und breit keine Spur von Kinderlachen oder handelnden Verkäufern zu hören. Die meisten Häuser stehen leer, beim einzigen Eingang zur Stadt sind Kontrollposten aufgestellt. Das 4-Sterne-Hotel «Sol» – eine der grössten Hotelanlagen der Insel – ist verlassen. Und das, obwohl weder das Hotel noch der Strand in der direkten Fliesszone der Lava standen. Der Ort wirkt wie eine Geisterstadt.
Der Grund: Seit dem Vulkanausbruch strömt CO₂ aus der Erde des Badeortes. Das Gas verdrängt den Sauerstoff, speziell in Innenräumen folgt so im schlimmsten Fall der Tod durch Erstickung. Die Einheimischen wurden evakuiert. Seither werden ihre Häuser ausgelüftet und mit modernen Lüftungs- und Messsystemen ausgestattet: «Doch die Menschen trauen diesen Systemen noch nicht», so ein Bewohner eines Nachbardorfes. «Sie wollen noch abwarten, doch die Regierung will keine Ersatzunterkünfte mehr bereitstellen.»
QR-Code wegen Angst vor Plünderern
Nicht nur die Häuser, sondern auch der Traumstrand war mehrere Jahre geschlossen. Nun können Touristen und Einheimische hier wieder täglich von 11 bis 18 Uhr schwimmen gehen. An der frischen Luft sei die Konzentration des Gases laut Behörden nicht mehr gefährlich. Doch nicht jeder, der sich traut, kommt auch an den Strand. «Ich musste mich und meine Familie online registrieren und auf eine Bewilligung warten», so der Anwohner. Danach kriegte er einen QR-Code, mit dem er die strengen Eingangskontrollen passieren darf. Aufhalten darf er sich jedoch nur in der Strandzone.
Der Grund für die strikten Vorschriften: Angst vor Plündereien. In vielen Häusern stehen während der Belüftung alle Fenster offen, denn auch noch Jahre nach dem Ausbruch tritt CO₂ aus. Gleichzeitig ist oft niemand vor Ort, der auf das Hab und Gut der Einheimischen aufpassen könnte. So wurde das ganze Dorf abgeriegelt und in verschiedene Zonen aufgeteilt. Jeder kann nur dort hin, wo er oder sie auch wirklich hinmuss. Die restlichen Quartiere? Tabu!
Die Abschrankungen und Kontrollposten wirken bizarr. An den Strassen sind nur vereinzelt Autos parkiert, die Situation erinnert an den Corona-Lockdown. Erst wenige trauen sich zurück in ihre Häuser. Und auch der Traumstrand ist so gut wie leer. Normalität soll sich ab Juli wieder einstellen: Dann nämlich öffnet das Hotel in Puerto Naos wieder seine Zimmer, fast drei Jahre nach dem Ausbruch. Ob damit auch die Touristen – und damit die Einnahmen zurückkehren? Für die Bewohner bleibt es zu hoffen.