Wenige Tage nach den Todesschüssen in der US-Stadt Kenosha ist in Portland im Bundesstaat Oregon erneut ein Mann am Rande von Protesten erschossen worden. Der Vorfall ereignete sich am Samstagabend Ortszeit am Rande von Kundgebungen von Anhängern und Gegnern von US-Präsident Donald Trump, wie örtliche Medien berichten.
Demnach zogen geschätzt etwa 2500 Trump-Unterstützer mit mehreren Hundert Autos durch die Stadt. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit linken Gruppen. Trump selbst will am Dienstag nach Kenosha reisen; die Stadt wird nach Schüssen eines Polizisten in den Rücken eines Schwarzen von Protesten erschüttert.
Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts
Was genau in Portland passierte, ist noch unklar. Bei dem Toten soll es sich jedoch um einen Trump-Anhänger handeln. Die Polizei macht bisher keine genaueren Angaben zu seiner Identität und äussert sich auch nicht dazu, wer geschossen haben soll. Es wird wegen eines Tötungsdelikts ermittelt.
In der Stadt im Nordwesten der USA kommt es seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd (†46) bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis Ende Mai immer wieder zu Demonstrationen. Auch in anderen amerikanischen Städten gehen Menschen aus Protest gegen Polizeigewalt gegen Schwarze seit Wochen auf die Strassen.
Trump will sich in Kenosha ein Bild machen
Trump kündigt unterdessen an, sich am Dienstag in Kenosha ein Bild von der Lage zu machen. In der Stadt im Bundesstaat Wisconsin wurden in der Nacht zum Mittwoch zwei Menschen bei Protesten erschossen. Als Schütze wurde im benachbarten Bundesstaat Illinois ein 17-Jähriger festgenommen. Er war mit anderen bewaffneten Zivilisten unterwegs gewesen, die behaupteten, Eigentum vor Plünderungen schützen zu wollen.
Die Todesschüsse wurden von Augenzeugen gefilmt. Der 17-Jährige wurde wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt.
Trump werde sich in Kenosha mit Sicherheitsbehörden treffen und den Schaden nach den Ausschreitungen der vergangenen Tage ansehen, sagt ein Sprecher des Weissen Hauses.
Neue Details zu umstrittenem Polizeieinsatz
Unterdessen werden häppchenweise Details zum Polizeieinsatz bekannt, bei dem ein Polizist in Kenosha vor einer Woche dem 29-jährigen Schwarzen Jacob Blake siebenmal in den Rücken schoss. Auf einem Video, das die aktuellen Proteste auslöste, ist zu sehen, dass ein Polizist auf ihn schiesst, als er die Fahrertür zu seinem Auto aufmacht und sich hineinbeugt. Im Auto befanden sich Blakes Kinder.
Laut dem Generalstaatsanwalt von Wisconsin, Josh Kaul, wurde auf dem Boden der Fahrerseite ein Messer gefunden. Er machte aber auf Nachfragen keine Angaben dazu, ob Blake ein Messer in der Hand gehabt habe. Zudem hiess es, die Polizisten hätten zweimal versucht, Blake mit einem Elektroschocker zu betäuben, das habe aber nicht funktioniert.
Die Polizeigewerkschaft von Kenosha erklärt, gegen Blake habe ein Haftbefehl wegen des Vorwurfs eines sexuellen Übergriffs vorgelegen. Zudem hätten die Polizisten ein Messer in seiner Hand gesehen und es habe eine körperliche Auseinandersetzung Blakes mit den Polizisten gegeben. Blakes Anwälte erklären im Sender CNN, diese Behauptungen seien «übertrieben» und sollten den Einsatz übermässiger Gewalt rechtfertigen. (SDA/noo)