Der Morgen danach offenbart Ausmass des Zugunglücks
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Viele Studenten an Bord:Der Morgen danach zeigt Ausmass des Zugunglücks nahe Athen

Mindestens 46 Tote bei Zugunglück
Griechischer Verkehrsminister tritt zurück

Bei einem schweren Zugunglück in Griechenland sind in der Nacht auf Mittwoch mindestens 46 Menschen ums Leben gekommen. Der zuständige Minister übernahm die Verantwortung.
Publiziert: 01.03.2023 um 03:41 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2023 um 10:45 Uhr
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Auch am Morgen nach dem Unglück laufen die Bergungsarbeiten noch immer.
Foto: DUKAS

Wie die Feuerwehr am Donnerstag mitteilte, seien beim schweren Zugunglück in Griechenland 46 Menschen ums Leben gekommen und mindestens 85 Menschen verletzt worden, einige von ihnen schwer. Es werden jedoch noch zahlreiche Menschen vermisst. Aus diesem Grund suchen die Rettungskräfte in den Trümmern weiter, wie das Staatsfernsehen (ERT) berichtete. An Bord der Züge sollen 350 Reisende und 20 Eisenbahner gewesen sein, hiess es im Staatsfernsehen.

Über die Umstände des Unglücks lagen keine Einzelheiten aus offiziellen Quellen vor. Ein Personenzug stiess nach ersten Angaben von Eisenbahnern frontal mit einem aus der Gegenrichtung kommenden Güterzug zusammen. Die ersten drei Waggons des Personenzuges seien zerschellt, sagten Augenzeugen.

Aufnahmen zeigen schweres Zugunglück bei Athen
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Mitten in der Nacht:Aufnahmen zeigen Zugunglück bei Athen

Feuer nach Zusammenprall

Das griechische Fernsehen zeigte Videos von der Unglücksstelle bei Tempi in Mittelgriechenland. Feuerwehrleute und Rettungskräfte versuchten in den Trümmern, Überlebende zu finden. «Die meisten Verletzten haben Kopfverletzungen, gebrochene Becken, Arme und Beine. Es gibt leider zahlreiche Menschen, die noch in den Trümmern sind», sagte ein Mitglied eines Rettungsteams Reportern vor Ort.

Ein Überlebender sagte, im Personenzug sei nach dem Zusammenstoss Feuer ausgebrochen. «Es herrschte Chaos und ein Höllenlärm», fügte er im Staatsfernsehen hinzu. «Wir haben mit unseren Koffern die Fensterscheiben eingedrückt und sind in der Dunkelheit tastend aus unserem Waggon rausgegangen», sagte ein junger Mann.

«So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen», sagte ein Angehöriger der Rettungskräfte, der völlig erschöpft aus einem zerstörten Waggon kam. «Es ist so tragisch.» Der Zug war in Athen gestartet und fuhr in die griechische Hafenstadt Thessaloniki, sagten andere Überlebende im Fernsehen.

Aus Protest gegen den maroden Zustand der griechischen Bahnen sind die Eisenbahner landesweit in einen 24-stündigen Streik getreten. Auch zwei der drei U-Bahnlinien von Athen werden bestreikt, wie Medien berichteten. Zum Unglück war es in der Nacht zum Mittwoch gekommen. Ursache war nach den Worten des griechischen Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis ein «tragischer menschlicher Fehler». Der Bahnhofsvorsteher, der am Dienstagabend am Bahnhof der Stadt Larisa in Mittelgriechenland verantwortlich war, soll eingestanden haben, die Weichen falsch gestellt zu haben.

«Bemühungen reichten nicht aus, um Unfall zu verhindern»

Der griechische Verkehrsminister Kostas Karamanlis gab nach dem Zugunglück seinen Rücktritt bekannt. Die aktuelle Regierung habe die griechische Eisenbahn vor dreieinhalb Jahren in einem Zustand übernommen, der nicht ins 21. Jahrhundert passe, teilte Karamanlis am Nachmittag mit. Man habe seither alles getan, um diesen Zustand zu verbessern. «Leider reichten diese Bemühungen nicht aus, um einen solchen Unfall zu verhindern. Das ist sehr schwer für uns alle und für mich persönlich.»

Wenn so etwas Tragisches passiere, sei es nicht möglich, so weiterzumachen, als sei nichts geschehen. Er halte es für unabdingbar, dass die Bürger dem politischen System vertrauen könnten. «Aus diesem Grund trete ich vom Amt des Ministers für Infrastruktur und Verkehr zurück.» Er fühle sich verpflichtet, die Verantwortung für die Fehler des griechischen Staates zu übernehmen, sagte Karamanlis und drückte den Familien der Opfer sein Mitleid aus.

Die griechische Regierung hat angesichts des schweren Zugunglücks eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Am Mittwochvormittag wurde Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis an der Unglücksstelle nördlich der Stadt Larisa erwartet. (SDA/AFP)

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