Dort war der Besuch des US-Luftwaffenstützpunkts im rheinland-pfälzischen Ramstein geplant, ebenso wie eine gemeinsam mit Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) geleitete Videokonferenz mit Aussenministern aus mehr als 20 Ländern zu den weiteren Entwicklungen in Afghanistan. Die USA hatten sich zuvor mit Blick auf die neue Taliban-Regierung «besorgt» gezeigt.
Die Taliban hatten am Dienstag ihre Regierung vorgestellt, die ausschliesslich aus Mitgliedern der islamistischen Miliz besteht und in der keine Frauen vertreten sind. Es bestünde «keine Eile», die neue Regierung anzuerkennen, erklärte das US-Aussenministerium.
Washington ist besorgt über die Regierung der Taliban
Washington sei «besorgt über die Verbindungen und den Werdegang einiger der Personen», hiess es in der Erklärung. Besonders im Fokus steht dabei der neue Innenminister, Siradschuddin Hakkani. Er ist Anführer des für den Einsatz von Selbstmordattentätern bekannten Hakkani-Netzwerks, das von den USA als Terrororganisation eingestuft wird. Siradschuddin Hakkani gehört zu den meistgesuchten Männern der US-Ermittlungsbehörde FBI. Das Netzwerk war von seinem Vater gegründet worden.
«Wir verstehen, dass die Taliban dieses Kabinett als Interimskabinett vorgestellt haben. Wir werden die Taliban jedoch nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten beurteilen», sagte ein Sprecher des US-Aussenministeriums. Die Islamisten hatten die Bekanntgabe einer neuen afghanischen Regierung zuvor mehrfach verschoben. Sie hatten eine «inklusive» Regierung versprochen, die die komplexe ethnische Zusammensetzung des Landes abbilden solle.
Gemeinsam konnten 123'000 Menschen evakuiert werden
Bei seinem Besuch in Deutschland will Blinken der Bundesregierung für die Zusammenarbeit bei den Evakuierungsflügen aus Kabul und für Deutschlands 20-jährigen Afghanistan-Einsatz danken. Mit der Luftbrücke hatten die USA und ihre Verbündeten etwa 123.000 Menschen ausgeflogen. Vor dem endgültigen US-Abzug aus Afghanistan konnten allerdings nicht alle Ausländer und Ortskräfte ausser Landes gebracht werden. Derzeit wird debattiert, wie weitere Ortskräfte aus dem Land gebracht und wie darüber mit den Taliban verhandelt werden soll.
(AFP)