Zunahme in Europa
Interpol warnt vor Fentanyl-Konsum

Interpol warnt vor einem steigenden Drogenkonsum des gefährlichen Opioids Fentanyl in Europa. «Fakt ist, dass Fentanyl bereits in Europa ist, extrem potent ist und als unmittelbare Bedrohung behandelt werden muss», sagte Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock.
Publiziert: 10.02.2024 um 20:54 Uhr
Fentanyl ist ein starkes Schmerzmittel, das unter anderem Krebspatienten erhalten, mit dem aber auch illegal gehandelt wird. Das synthetische Opioid wirkt 50 Mal stärker als Heroin. (Archivbild)
Foto: Beth Nakamura

«Selbst kleine Mengen dieser Droge können für die Konsumenten tödlich sein, aber gleichzeitig sehr profitabel für die kriminellen Netzwerke, die hinter dem Vertrieb stehen», sagte er der «Welt am Sonntag».

Interpol habe kürzlich die erste weltweite Umfrage bei Strafverfolgungsbehörden zum Thema Fentanyl vorgenommen. Erste Erkenntnisse zeigten, dass die Droge und ähnliche Substanzen «in allen Regionen der Welt, einschliesslich Europa, vertrieben oder hergestellt werden». Dazu gehörten illegales und medizinisches Fentanyl in Form von Pulver, Pflastern, Tabletten und Flüssigkeiten.

Wirkt 50 Mal stärker als Heroin

Auch wenn die aktuellen Sicherstellungen in Europa «bei Weitem» nicht an die Mengen in Nordamerika heranreichten, sollten sie «aufgrund des hohen Suchtpotenzials bei den Strafverfolgungs- und Gesundheitsbehörden Besorgnis auslösen», sagte Stock.

Fentanyl ist ein starkes Schmerzmittel, das unter anderem Krebspatienten erhalten, mit dem aber auch illegal gehandelt wird. Das synthetische Opioid wirkt 50 Mal stärker als Heroin. Mit vor allem in China hergestellten Chemikalien wird es häufig in Mexiko produziert und von dort in die USA geschmuggelt. In den USA sterben jährlich etwa 100'000 Menschen an einer Fentanyl-Überdosis.

Drogenbeauftragte auch in der Schweiz besorgt

Ausgangspunkt der Fentanyl-Krise in den USA und in Kanada war laut Expertinnen und Experten eine übermässige Verschreibung von starken Schmerzmitteln. In Europa sind die Länder nach Ansicht der Fachleute da weitaus vorsichtiger. In der Schweiz sahen Ärzte zuletzt keine Anzeichen für eine Fentanyl-Welle in der Schweiz.

Drogenbeauftragte befürchten allerdings, dass Heroin-Konsumierende vermehrt auf preiswerteres und um ein Vielfaches gefährlicheres Fentanyl ausweichen. Sie fordern mehr niedrigschwellige Angebote für Konsumenten, darunter etwa Drug-Checking, Schnelltests in Drogenkonsumräumen und auch die Nutzung des Notfallmedikaments Naloxon, das selbst medizinische Laien verabreichen können.

(SDA)

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