An den deutschen Aussengrenzen wird es keine generellen Kontrollen geben, und selbst für Heimkehrer aus Portugal und Grossbritannien könnte es demnächst ungeachtet der starken Ausbreitung der Delta-Variante wieder Erleichterungen geben, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag ankündigte.
Keine Risikoländer in der Nachbarschaft
Seehofer sagte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Spahn, es werde lediglich im Grenzgebiet Überprüfungen im Rahmen einer Schleierfahndung geben. Er verwies darauf, dass die unmittelbaren Nachbarländer Deutschlands keine Risikogebiete mehr seien - und somit auch keinerlei Auflagen für Reisende mehr gelten.
«Uns interessiert der Reiseverkehr aus der Türkei», fügte der Bundesinnenminister hinzu. «Da sieht es anders aus.» Die Türkei ist im Gegensatz zu den meisten EU-Länder als Corona-Risikogebiet eingestuft, weshalb für Einreisende aus diesem Land weiter eine Quarantänepflicht gilt.
Reisende können auch auf Parkplätzen überprüft werden
Die geringe Zahl an Autoreisenden aus diesem Land rechtfertige aber keine stationären Kontrollen an der Grenze. «Ich möchte nicht, dass wir Rückstaus bis Wien haben, damit wir einen Fall aus der Türkei rausfischen.» Nach Seehofers Worten wird es «Ausleitungen» der Fahrzeuge auf grenznahe Parkplätzen geben, wo die Reisenden dann überprüft werden sollen.
Ausführliche Kontrollen bei der Reise mit dem Flugzeug
Umfassende Kontrollen soll es laut Seehofer aber weiterhin bei der Einreise mit dem Flugzeug geben. Hier werde bei jedem Passagier die erforderliche Reiseanmeldung überprüft. Dabei müssen alle Reisenden entweder ein negatives Testergebnis oder einen Impf- beziehungsweise Genenesennachweis vorlegen.
Strengere Beschränkungen bei Virusvariantengebieten
Spahn sagte zu den Virusvariantengebieten, wenn die Delta-Variante in Deutschland vorherrschend werde und mit dem Wissen, dass die zweifache Impfung auch bei dieser Virusvariante schütze, «werden wir uns in den nächsten Tagen die Situation anschauen». «Wenn sich das beides so bestätigt, wird man Portugal und das Vereinigte Königreich dann auch wie Hochinzidenzgebiete behandeln können.»
Portugal war kürzlich ebenso wie Russland und zuvor Grossbritannien wegen der Ausbreitung der Delta-Variante als Virusvariantengebiet eingestuft worden. Damit gelten für Heimkehrer strenge Beschränkungen. Die Rückkehrer müssen auf jeden Fall für 14 Tage in Quarantäne, auch wenn sie geimpft oder genesen sind. Sie können sich auch nicht freitesten. Für Hochinzidenzgebiete gilt eine zehntägige Quarantäne, die nach fünf Tagen durch ein negatives Testergebnis beendet werden kann.
Delta-Variante wird bald den Grossteil der Ansteckungen ausmachen
Die besonders ansteckende Delta-Variante ist auch in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Der Anteil der Ansteckungen mit der zuerst in Indien festgestellten Variante an allen Corona-Neuinfektionen verdoppelte sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) in der dritten Juniwoche erneut auf nun 37 Prozent. Die Experten gehen davon aus, dass Delta spätestens in dieser Woche zum dominierenden Virusstamm in Deutschland wird.
«Delta wird auch bald in Deutschland die dominierende Variante sein», sagte auch Spahn. Er gehe davon aus, dass «wir noch im Juli sehen werden, dass Delta auch bei uns über 70, 80 Prozent der Infektionen ausmacht».
Nach Spahns Angaben sind aber ohnehin nur wenige der in Deutschland festgestellten Infektionen auf eine Ansteckung im Ausland zurückzuführen. Ihr Anteil an allen registrierten Infektionen liege «Stand heute» bei zwei Prozent, wie Spahn sagte. Diese niedrige Quote solle erhalten bleiben. Im vergangenen Jahr habe sie zeitweise bei fest 50 Prozent gelegen.
(AFP)