Zürcher Zoo-Kurator Robert Zingg über Harambe (†17)
«Der Gorilla wusste, dass der Junge zu seiner Spezies gehört»

Dem vierjährigen Jungen, der am Samstag im Zoo Cincinnati (USA) ins Gehege der Gorillas fiel, geht es wieder besser. Robert Zingg, Kurator im Zoo Zürich, meint: «Der Gorilla wusste, dass es sich beim Jungen um ein Lebewesen seiner Spezies handelt».
Publiziert: 30.05.2016 um 21:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:09 Uhr
Gorilla erschossen, weil Bub ins Gehege fiel
1:13
Wut auf die Eltern:Gorilla erschossen, weil Bub ins Gehege fiel
Lorenz Zahler

Der vierjährige Bub, der am Samstag im Zoo Cinncinati (Ohio, USA) ins Gorilla-Gehege fiel, ist nochmals mit dem Schrecken davon gekommen. Der Silberrücken hingegen musste sein Leben lassen, der Zoo schätzte die Situation als zu gefährlich ein und tötete das Tier (BLICK berichtete).

Der Junge wurde vom Gorilla Harambe (†17), nachdem er mehrere metertief ins Gehege fiel, an der Hand durchs Wasser gezogen. Robert Zingg, Senior-Kurator im Zoo Zürich, sagt zu BLICK: «Gorillas sind nicht grundsätzlich böse.» So habe es in der Vergangenheit bereits mehrere Zwischenfälle mit Gorillas und Kindern gegeben, in denen die menschenähnlichen Tiere jeweils auf Abstand blieben oder die Kinder gar beschützten.

Auch der renommierte Gorilla-Experte Jörg Hess (79) erinnert sich an ähnliche Vorfälle. Zum Beispiel an eine Gorilla-Mutter, die ein ins Gehege gefallenes Kleinkind in die Arme nahm und den Pflegern zurückbrachte. Er selbst kann die Situation von hier aus nur schlecht beurteilen.

«Bei einem Frontalangriff wäre es schnell gegangen»

«Der Gorilla-Mann versucht jeweils seine Gruppe zu schützen», sagt Experte Zingg. Was dem Silberrücken durch den Kopf ging, als er das Kind sah, kann aber auch er nicht sagen. Allerdings habe Harambe wohl genau gewusst, dass es sich beim Jungen um ein Lebewesen seiner Spezies handelt.

«Der Umgang des Gorillas mit dem Jungen war sicher nicht sachgemäss. Hätte der Gorilla den Jungen aber eliminieren wollen, wäre das in einem Frontalangriff schnell gegangen», sagt Zingg. Harambe sah in dem Buben in den ersten Momenten offenbar keine konkrete Gefahr. Zingg selbst hätte die Situation für den Buben aber auch als Risiko eingeschätzt. 

«Die erste Maxime lautet immer: Die Sicherheit gilt dem Menschen, danach dem Tier.» Wie gefährlich die Situation tatsächlich war, kann Zingg nicht beurteilen.

DARF NICHT MEHR VERWENDET WERDEN
Foto: REUTERS

Mutter bedankt sich beim Zoo

«Wir sind so dankbar, dass es unserem Kind wieder gut geht. Er ist nun wieder zu Hause», liessen die Eltern des vierjährigen Kindes dem TV-Sender WLWT5 ausrichten.

«Wir möchten den Mitarbeitern des Cinncinati Zoo unseren grössten Dank aussprechen für ihr schnelles Handel», liess die Familie weiter verlauten. Sie wisse, dass es eine schwere Entscheidung war, das Tier zu töten und der Zoo nun am Trauern sei.

Die Tötung des Tieres sorgte bei den Besuchern des Zoos für Entsetzen. Für viele sah es so aus, als ob der Gorilla das Kind nur beschützen wollte, auch wenn es den Buben aus menschlicher Sicht grob hinter sich herzog. Eine Online-Petition will nun Gerechtigkeit für den Gorilla und die Eltern zur Verantwortung ziehen. Ihnen wird vorgeworfen, die Aufsichtspflicht verletzt zu haben.

Hat die Mama zu wenig aufgepasst?

Dieser Meinung sind auch Augenzeugen. So wollte das Kind bereits vor dem Fall ins Gehege zu den Gorillas. Weil die Mutter anscheinend mehrere Kinder unter ihrer Aufsicht hatte, sei es dem kleinen Buben dann gelungen, durch die Absperrung hindurch ins Gehege zu kommen.

«Es war eine unglückliche Situation, in welcher der Junge für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit seiner Mutter nicht hatte», so die Augenzeugin Kimberly Ann Perkins O'Connor gegenüber dem TV-Sender CNN.

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