Zürcher Wirt Peter Erni erlebte die Terroranschläge auf Bali hautnah
«Ich bangte um meine Freunde»

Publiziert: 02.10.2005 um 21:32 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 23:43 Uhr
Daniel Kestenholz
KUTA (Indonesien) – Blut, Schreie, Tote: Am Samstag haben Selbstmord-Attentäter das Ferienparadies Bali erschüttert. Mindestens 26 Menschen starben, über 120 wurden verletzt. Der Zürcher Wirt Peter Erni (60, Bild) bangte auf Bali um seine Freunde.

Peter Erni lebt seit elf Jahren auf Bali. Der ausgewanderte Stadtzürcher führt das «Un’s»-Restaurant mit internationaler Küche im Ferienort Kuta Beach. Kuta, wo Bomben vor drei Jahren und nun wieder am Samstag Tod und Verwüstung angerichtet haben. Ernis Haus liegt rund fünf Kilometer Luftlinie von Kuta entfernt an der Jimbaran Beach. Ausgerechnet dort gingen am Samstagabend ebenfalls zwei Bomben hoch.

Erni kam mit dem Schrecken davon: «Freunde waren hier. Sie gingen nach Jimbaran zum Nachtessen, während ich zu meinem Restaurant nach Kuta fuhr.» Nach einem Kilometer habe er im Auto einen Knall gehört, kurz darauf einen zweiten. «Ich bangte um meine Freunde.»

Sekunden später die Erleichterung: «Einer der Freunde rief an», sagt Erni. Zum Glück seien sie etwas verspätet losgefahren. «Bei unserem Stammlokal dort explodierte in dem Moment eine Bombe, als sie beim Parkplatz eintrafen.»

Erni fuhr dann weiter nach Kuta. Fünf Minuten nach der Explosion in Kuta erreichte der Schweizer sein Restaurant. «Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts von dieser Bombe.»

Ernis Restaurant liegt einen halben Kilometer vom Unglücksort entfernt. «Alle waren nervös», erinnert sich Erni. «Überall heulten Sirenen. Schweizer Landsleute rannten in mein Restaurant, darunter zwei Reiseleiterinnen. Sie sind haarscharf davongekommen.»

Erni hatte «schreckliche Angst vor weiteren Bomben. Es war Samstagabend, überall begannen Partys.» Der Schweizer befürchtet: «Leute werden wieder Reisen annullieren, das Weihnachtsgeschäft wird mies.»

Dann doch etwas Hoffnung: «Es scheint nicht so schlimm zu sein wie vor drei Jahren. Am Sonntagmorgen waren die Unglücksstellen scharf abgeriegelt und die Gebiete rundum sauber aufgeräumt.»

«Wie sehr hofften wir alle, dass der Terror endgültig vorbei ist», sagt Erni. Bali sei es wieder gut gegangen. Die Touristen seien zurückgekehrt. «Und nun das.»

Erni seufzt: «Das Leben geht weiter.» Weder er noch seine Schweizer Freunde denken ans Weggehen. «Mein Leben ist hier.»

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