«Ein Traum wird wahr», heisst es auf der Website von Mario F.* (†62) und Marianne G.* (59). Das Paar aus dem Kanton Zürich reiste im April nach China, um mit dem Velo den chinesischen Teil der Seidenstrasse und den Pamir Highway in Tadschikistan zu befahren.
Gestern nahm der Traum ein abruptes Ende: Die beiden wurden im zentralasiatischen Land Opfer eines hinterhältigen Angriffs (BLICK berichtete). Mario F. wird dabei getötet, Marianne G. verletzt. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar – die Polizei schliesst auch Terror nicht aus.
Erst am letzten Mittwoch veröffentlichten die beiden in ihrem Blog ihren letzten Reisebericht, der von der Etappe zwischen Langar und Chorugh im Süden Tadschikistans handelt. Sie erzählen von gemütlichen Stunden mit anderen Reisenden, die sie unterwegs kennengelernt hatten: den beiden Amerikanern und dem Niederländer, die bei der Attacke ebenfalls getötet wurden. «Jeder hat seine Geschichten zu erzählen, dazu gibt es kühles Bier.»
Eine Zugabe nach 10'000 Kilometern
Den ersten Teil ihres grossen Traums hat sich das Schweizer Paar bereits letztes Jahr erfüllt: Sie fuhren von der Schweiz nach China, 7 Monate lang, durch 14 verschiedene Länder – über 10'000 Kilometer legte das Paar mit dem Velo zurück. Sie schreiben von unzähligen schönen Begegnungen mit Menschen, traumhaften Landschaften und monumentalen Bauten. «Wir fühlten uns jeden Tag von neuem in einem anderen Film.»
Dieses Jahr zog es sie noch einmal zurück, quasi als Zugabe. «Der Traum ist noch nicht zu Ende, uns fehlt der chinesische Teil der Seidenstrasse.» So flogen sie im April mit Gepäck und Velo ins chinesische Xi'an, um in Richtung Westen nach Kirgistan zu fahren. «Und da wir schon unterwegs sind, nehmen wir gleich noch den Pamir Highway in Tadschikistan unter die Räder!»
Auch gestern waren sie wieder mit ihren Reise-Freunden unterwegs – und zur falschen Zeit am falschen Ort. Unbekannte fuhren in die Velo-Gruppe, stiegen aus und griffen sie mit Messern und Schusswaffen an. Vier von ihnen überleben die Attacke nicht, zwei werden verletzt. Einzig ein Franzose bleibt unversehrt.
«Leute griffen sie mit Messern an»
Der Belgier Nicolas Moerman fand die Gruppe nach dem Angriff auf der Strasse vor. Er sei als Tramper in einem Lastwagen unterwegs gewesen. «Sie wiesen den Lastwagen an, anzuhalten», sagt er zu «HLN.be». Das habe er dann auch getan. «Ich fragte, was passiert war, und das Erste, was einer von ihnen sagte, war, dass sie von einem Auto angefahren worden waren. Es seien Leute ausgestiegen, die sie mit Messern angegriffen hätten.»
Die Schweizer Behörden haben sich schon eingeschaltet, um sich um die überlebende Marianne G. zu kümmern. Sie erhält konsularischen Schutz vom Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten. (rey)
* Name geändert