Der ETH-Professor und CVP-Gemeindepräsident von Rüschlikon ZH, Bernhard Elsener (66) geht entspannt in den Mai. Denn der Schweizer Korrosionsexperte ist raus aus den Untersuchungen zum Kollaps der Morandi-Brücke von Genua – offenbar nicht ganz freiwillig.
Am 14. August 2018, um 11.36 Uhr, kollabierte bei strömenden Regen der Viadukt der A10. Die abstürzenden Strassen- und Trägerteile rissen 43 Menschen mit in den Tod. Über 566 Menschen verloren ihr Zuhause (Blick berichtete). Sofort kam der Verdacht auf, es könne sich um einen Fall von Baupfusch handeln.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zahlreiche Verantwortliche der Betreibergesellschaft, gegen Techniker und Funktionäre zuständiger Behörden. Mindestens 60 Personen, die direkt oder indirekt für den maroden Zustand der Brücke verantwortlich sein könnten, geraten ins Visier.
Zürcher Professor wird Gutachter
Im Herbst 2018 wird Professor Bernhard Elsener gebeten, einige Trägerteile zu untersuchen. Das Gutachten soll der Beweisaufnahme dienen. «Es ist eine grosse Ehre für mich und eine Anerkennung für mein berufliches Schaffen», sagt Bernhard Elsener damals gegenüber BLICK.
Drei Trümmerteile werden von Genua nach Zürich geschafft. Das Hauptstück ist ein rund 3,5 auf 3,5 Meter grossen Zuganker aus Beton, aus dem gebrochene, verrostete Metallstäbe herausragen. Und in einem Interview mit «RSI» erklärt der Experte, was mit den Träger nicht stimmt. Und sagt, wenn alle Trägerteile verstärkt worden wären, würde die Brücke noch stehen.
Interview verärgert Anwälte der Beschuldigten
Zu viel geplaudert, fanden nicht nur die Anwälte der Beschuldigten, sondern auch Staatsanwältin Angela Maria Nutini, die den Zürcher Professor ins Boot geholt hatte. Es wurde erwogen, Elsener aus der weiteren Untersuchung herauszunehmen, berichten italienische Medien.
Der Professor kam ihnen zuvor. Er reichte seinen Rücktritt ein. Wohl nicht nur, weil man ihm den Mund verbieten wollte. Das Ganze sei ihm eh zu viel geworden, sagt er. «Ich unterrichte an der Universität auf Sardinien. Wenn ich weiter an dem Brücke-Gutachten gearbeitet hätte, wäre ich gar nicht mehr nach Hause gekommen», sagt Elsener zu BLICK. «Schliesslich habe ich ja auch noch die Gemeindearbeit zu bewältigen.»
Die Untersuchung führt nun Renzo Valentini fort, ein italienischer Kollege von der Universität Pisa.