Mit einem schwarzen Filzstift markiert der Tierpfleger zuerst die Stelle. Dann setzt er die Kettensäge an. Wenige Augenblicke später fällt das Horn zu Boden. Auf diese Weise will ein tschechischer Zoo fast allen Rhinozerossen die Hörner stutzen.
Schmerzhaft ist der Eingriff nicht. Er erfolge unter Narkose, versichert Andrea Jirousova, Sprecherin des Tierparks in Dvur Kralove nordöstlich von Prag.
Präventive Massnahme
Zudem würden die Hörner wie Fingernägel beim Menschen nachwachsen. «Sie sind für ihr Leben nicht notwendig, auch in der Natur gibt es Fälle, bei denen sie abbrechen», so die Sprecherin.
Was brutal aussieht, ist in Wirklichkeit also harmlos. Und könnte den Tieren unter Umständen sogar das Leben retten: «Ein Nashorn ohne Horn ist immer noch besser als ein totes Nashorn», sagt Jirousova.
Denn die Kürzung der Hörner ist eine Sicherheitsmassnahme. Der Zoo, der insgesamt 21 Rhinozerosse hält, reagiert damit auf die Tötung eines Nashorns in einem Zoo bei Paris.
Horn als Heilmittel
Unbekannte hatten dort vor rund zwei Wochen ein seltenes Breitmaulnashorn in seinem Gehege erschossen, um dessen Horn abzusägen und zu stehlen. Mit dem vermeintlichen Heilmittel werden auf dem asiatischen Schwarzmarkt horrende Summen umgesetzt.
Aus Sicherheitsgründen gibt der Tierpark in Dvur Kralove nicht bekannt, wann genau er die Eingriffe durchführen wird. Neben den drei jüngsten Tieren bleibt die Massnahme nur einem 46-jährigen Senior erspart: «Unser Männchen Natal wetzt sein Horn selbst.»