Ziele waren Lidl und Hipp - schon drei Sprengsätze verschickt!
Ist der mysteriöse Serien-Paketbomber gefasst?

Zwei Pakete, ein Brief, drei Bomben, ein möglicher Täter. In Deutschland treibt ein Serien-Bomber sein Unwesen. Nun ist ein Mann im Zusammenhang mit den Ereignissen festgenommen worden.
Publiziert: 19.02.2021 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 25.02.2021 um 17:36 Uhr
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Eine Brief-Bombe explodierte in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm am Mittwoch.
Foto: keystone-sda.ch

Ist der unheimliche Paketbomben-Terrorist von Deutschland gefasst? Nach drei Attacken auf Lebensmittelunternehmen haben Spezialkräfte einen 66-jährigen Senior festgenommen. Laut der «Bild»-Zeitung soll er in Zusammenhang mit den Attacken stehen.

Rund 100 Ermittler einer Sondereinheit beschäftigten sich mit den Fällen. Der erste Anschlag trifft am Dienstag einen Mitarbeiter des Getränkeherstellers Capri Sun in Eppelheim. Als er in der Warenannahme ein Paket entgegennimmt, explodiert es plötzlich. Der Mitarbeiter erleidet ein Knalltrauma. Er konnte das Spital noch am Dienstag verlassen.

Einen Tag später trifft es das Verwaltungsgebäude des Discounters Lidl in Neckarsulm. Dieses Mal ist es ein Brief, der beim Öffnen in die Luft fliegt. Drei Mitarbeiter werden durch die Explosion verletzt. Inzwischen konnten sie aus dem Spital entlassen werden.

Dritte Paket-Bombe war für Babyhersteller Hipp bestimmt

Der dritte Anschlag konnte verhindert werden. Das explosive Paket, das an den Babynahrungshersteller Hipp mit Sitz in Bayern adressiert war, konnte abgefangen werden, wie das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg mitteilt. Die Sendung war in der Nacht zum Donnerstag an einem Postverteilzentrum am Münchner Flughafen identifiziert und entschärft worden.

Offenbar war sie gemeinsam mit dem Brief und dem Paket für den Getränkehersteller in Eppelheim nahe Heidelberg und die Lidl-Zentrale in Neckarsulm an einer Postannahmestelle abgegeben worden. «Es ist ein Zusammenhang anzunehmen zwischen diesen drei Päckchen», erklärt die baden-württembergische Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz.

Weitere Anschläge «wenig wahrscheinlich»

Die Ermittler haben eine erste heisse Spur. Die drei Postsendungen wurden wohl in Ulm verschickt, wie die Staatsanwaltschaft Heidelberg und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Freitag mitteilten. Darauf weise eine Spur hin. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte keine näheren Angaben zu der Spur machen.

Derzeit sehen die Ermittler nach eigenen Angaben die Gefahr von weiteren Briefbomben als «wenig wahrscheinlich» an. Dies könne aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Lebensmittelverband ist alarmiert

Die drei Sendungen trugen fiktive Absender. Ein Bekennerschreiben war am Freitagmittag noch nicht eingegangen. Es sei aber nicht auszuschliessen, dass dies noch komme, nachdem ein gewisser Druck aufgebaut worden sei, hiess es. Bislang liege das Motiv völlig im Dunkeln. Eine Sonderkommission mit 100 Ermittlern untersucht die Fälle und beschäftigt sich dabei auch mit ähnlichen früheren Taten.

Unterdessen ruft der Lebensmittelverband seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf. «Wir haben sie informiert, auf was bei der Paketannahme geachtet werden muss», sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Die Poststellen sollen Sendungen aussortieren, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheiten aufweisen oder ungewöhnlich schwer sind. Die Branche sei sehr emotionaler Kritik ausgesetzt, der an Hass grenze. Dieser äussere sich in sozialen Medien, E-Mails oder Drohanrufen. Da werde auf die Lebensmittelindustrie «eingedroschen». (SDA/jmh/zis)

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