Der Fund sorgt für Gänsehaut. Am Samstagabend gegen 22 Uhr wird die Polizei in die Via Cascina dei Prati gerufen. Ein Mann hat Flammen aus einem Müllcontainer gemeldet. Was die Mailänder Beamten vorfinden, ist kein üblicher Akt von Vandalismus. Im vergitterten Container liegt der Torso einer Frau. Zum Teil verkohlt.
Der oder die Täter gingen mit extremer Gewalt vor. Kopf, Arme und Unterschenkel wurden vom Torso gesägt oder abgeschlagen. Einige Teile seien in Säcke verpackt worden, berichtet «Milano Today». Der Kopf fehlt. Möglicherweise wurde die Tote zerstückelt, um in Einzelteilen besser und unauffällig vom Tatort transportiert werden zu können. Neben dem vergitterten Müllcontainer steht eine Gasflasche. Daneben ein schwarzer Plastikkanister. Sie sollten wohl vom Feuer erfasst werden. Eine Explosion hätte die Identifizierung der Leiche verhindert oder zumindest erschwert.
Sofort wird der Fundort abgesperrt. Kripo, Spurensicherung und Staatsanwaltschaft rücken an. Die Ermittlungen laufen sofort auf Hochtouren. Sie gehen in alle Richtungen. Auch in Richtung MS-13? Die halbverkohlte Frauenleiche wurde im Norden Mailands gefunden. Das Gebiet ist fest in den Händen der blutrünstigsten Gang der Welt. Seit über zehn Jahren treibt die lateinamerikanische Mara Salvatrucha, auch MS-13 genannt, ihr grausames Unwesen in Mailand, dem Hinterland und sogar im Grenzgebiet zur Schweiz (BLICK berichtete).
US-Präsident Donald Trump erklärt MS-13 den Krieg
Im vergangenen Jahr schockte die Jugendbande in den USA mit grausamen Morden. Sie massakrierten ihre Opfer mit Schlägen und Messerstichen. Sie schnitten ihnen die Köpfe ab, rissen die Herzen heraus, zerstückelten die Körper. US-Präsident Trump erklärte daraufhin dieser, wie er sie nennt, «bösartigsten Gang der Welt» den Krieg. Viele der Gangster setzten sich ab. Auch nach Norditalien.
Es ist die Handschrift der MS-13, die zum Leichenfund in der Via Cascina dei Prati passt. Und dass die Bande nicht lange fackelt, wenn es um Verräter und Rivalen geht, zeigte sie nur zwei Wochen zuvor. Am 15. März 2019 wird die Leiche von Ernesto B.* (34) entdeckt. Der ehemalige vorbestrafte Gang-Boss war mit Dutzenden Messerstichen hingerichtet und im Mailänder Viertel San Giuliano vergraben worden. «Necio», wie sein Bandenname war, sass neun Jahre in Haft, weil er 2008 eine Machetenattacke gegen ein Gang-Mitglied der Barrio-18 anordnete. Jetzt tötete ihn seine eigene Gang.
Die Brutalo-Gang nähert sich der Schweizer Grenze
Ihre Grausamkeit sorgt in Italien immer wieder für Schlagzeilen. So griffen MS-13-Mitglieder 2015 zwei Zugbegleiter mit Macheten an, schlugen dem einen fast den Arm ab. 2016 stach die gleiche Bande einen 18-jährigen Albaner nieder. Hunde werden als Drogenkuriere nach Europa missbraucht. Den Tieren wurden in Mexiko Kokainpäckchen in den Körper gestopft, sie wurden nach Europa geflogen, dann wurden ihnen nach der Ankunft in Italien die Bäuche aufgeschlitzt.
Die Gangs bleiben nicht in ihren Mailänder Revieren. Sie kommen der Schweizer Grenze immer näher. Die US-Behörden informierten die italienischen Kollegen über den Aufenthalt eines hochrangigen MS-13-Bosses. Luis Alonso R. (33) hatte sich in Bregnano bei Como (I) versteckt, nur 23 Kilometer von Chiasso TI entfernt. Kurz vor Weihnachten 2017 wurde der über Interpol gesuchte Verbrecher festgenommen.
Auch im Grenzgebiet von Varese und Novara (I) wurden MS-13-Mitglieder verhaftet. Grund der geballten Präsenz dieser Gang in Norditalien: Hier lebt die weltweit grösste Community von Salvadorianern ausserhalb Amerikas. Schätzungen gehen von 40'000 Menschen aus. Für MS-13-Mitglieder, die ihr Land oder die USA verlassen, ist es leicht, in Mailand Fuss zu fassen.
