Zensur wegen Karikatur
Türkei sperrt Webseiten mit «Charlie Hebdo»-Cover

Die muslimische Welt reagiert mit heftiger Kritik auf die neuste Ausgabe von «Charlie Hebdo». Die Türkei sperrt sogar Internetseiten, welche die Titelseite des Satiremagazins zeigen.
Publiziert: 14.01.2015 um 17:42 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:03 Uhr
Die Titelseite von «Charlie Hebdo» ist da
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Die neuste Ausgabe der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» bricht sämtliche Rekorde. In Frankreich waren alle gedruckten Exemplare innerhalb von nur wenigen Stunden vergriffen. Nun wird die Auflage noch einmal erhöht: Statt wie geplant drei Millionen sollen jetzt sogar fünf Millionen Stück gedruckt werden. Das gab heute der Vertrieb MLP bekannt. Vor den Anschlägen wurde die Zeitschrift wöchentlich zu rund 60'000 Exemplaren gedruckt.

Während die Zeitschrift in vielen Teilen der Welt reissenden Absatz findet, reagiert die muslimische Welt mit scharfer Kritik. Ein Gericht in der Türkei ordnete sogar die Sperrung von Internetseiten an, die das Titelbild der neusten Ausgabe zeigen. «Es wurde entschieden, den Zugang zu relevanten Sektionen von Internetseiten, die heute die Titelseite von 'Charlie Hebdo' zeigen, zu blockieren», erklärte das Gericht heute laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Zudem wurde die Auslieferung der türkischen Ausgabe von «Charlie Hebdo» von der Polizei gestoppt. Das berichtet die Tageszeitung «Cumhuriyet».

Auf der Titelseite der ersten Ausgabe von «Charlie Hebdo» seit dem Angriff muslimischer Fanatiker auf die Zeitschrift vor einer Woche ist ein weinender Prophet Mohammed zu sehen, der unter der Überschrift «Alles ist verziehen» ein Schild mit der Aufschrift «Je suis Charlie» hält.

«Eine bedauernswerte Dummheit»

Auch der Iran hat das Titelbild der neusten Ausgabe verurteilt. «Das ist eine provokative Geste und für Muslime verletzend», sagte Aussenamtssprecherin Marsieh Afcham in Teheran. Sie sprach von einem Missbrauch der Pressefreiheit, der für Muslime inakzeptabel sei.

Der Islamische Zentralrat der Schweiz (IZRS) bezeichnete die Macher des Blattes in einer Medienmitteilung als „Brandstifter”. «Die jüngste Publikation ist eine bedauernswerte Dummheit und zeigt, dass es den Hintermännern einzig und alleine darum geht, einen Keil zwischen Muslime und Nicht-Muslime zu treiben», schreibt der IZRS auf seiner Webseite.

Die renommierte Al-Azhar-Universität in Kairo warnte, die Karikatur schüre «den Hass» und behindere «die Integration» der Muslime in Europa.

Auf den Philippinen gingen rund 1500 Menschen auf die Strasse, um gegen die Karikaturen zu demonstrieren. Die Demonstranten reckten die Fäuste in die Luft und verbrannten ein «Charlie Hebdo»-Plakat. «Die Charlie-Hebdo-Morde in Frankreich waren eine moralische Lektion für die Welt, jede Religion zu respektieren, insbesondere die Religion des Islam», liessen die Veranstalter der Demonstration verlauten. (SDA/vsc)

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