Zeitungen verwechseln Marokkanerin mit Terror-Braut
Die Badewannen-Frau ist unschuldig

Zeitungen aus aller Welt zeigten das Badewannen-Bild der «ersten Selbstmordattentäterin von Europa». Jetzt kommt heraus: Auf dem Foto ist eine Frau aus Marokko zu sehen – zu den Attentaten von Paris hat sie keinerlei Verbindung.
Publiziert: 24.11.2015 um 17:17 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:17 Uhr
Nabila Bakkatha hat nach eigenen Angaben nichts mit Terrorismus am Hut.

Seit dem 19. November 2015 steht das Leben von Nabila Bakkatha Kopf. An diesem Tag veröffentlichte die britische «Daily Mail» ein Foto der 32-jährigen Marokkanerin auf ihrer Webseite: Es zeigt die junge Frau bei einem gemütlichen Bad in der Wanne, ein Nippel ist durch einen schwarzen Balken abgedeckt.

«Bomberin in der Badewanne – dieses aussergewöhnliche Selfie zeigt Europas erste weibliche Selbstmordattentäterin», schreibt die Zeitung. Mehrere Medien übernehmen das Bild, drucken es am nächsten Tag sogar auf der Titelseite ab.

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Doch Bakkatha ist keine Selbstmordattentäterin – sie lebt und hat nach eigenen Angaben mit Bomben nichts am Hut.

Schnell wird klar: Die «Daily Mail» hatte Bakkatha mit Hasna Aitboulahcen (†26) verwechselt, der Terror-Braut, die vor einer Woche bei einem Anti-Terror-Einsatz in St-Denis getötet wurde.

«Das Foto hat eine ehemalige Freundin vor mir geschossen. Sie hat das Bild aus Rache an einen französischen Journalisten verkauft», sagt Bakkatha gegenüber CNN. Sie selbst habe von Freunden von der Verwechslung erfahren. «Sie riefen mich an und sagten mir, dass mein Foto in mehreren Zeitungen zu sehen ist.»

Im Interview mit «AJ+» sagt Nabila klar: «Ich habe keine Verbindung zu Hasna oder zu Terrorismus.»
Foto: Facebook

Ihre Familie sei schockiert gewesen, sagt Bakkatha. «Einige meiner Verwandten wollen nichts mehr mit mir zu tun haben.»

Die Marokkanerin fordert nun, dass ihr Name reingewaschen wird. Ihren ehemaligen Freund hat sie bereits verklagt. Auch gegen den französischen Journalisten, der das Bild weiterverbreitet hat, will sie rechtliche Schritte einleiten.

«Mein Leben hat sich drastisch verändert. Ich gehe nicht mehr zur Arbeit. Ich traue mich nicht mehr aus dem Haus. Ich lebe in ständiger Angst.» (vsc)

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