Zehneinhalb Jahre Knast
Deutscher IS-Chef wegen Terrorunterstützung verurteilt

Der mutmassliche Deutschland-Chef der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Walaa, ist zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Drei Mitangeklagte erhielten am Mittwoch im Prozess vor dem Oberlandesgericht Celle Haftstrafen zwischen gut vier und acht Jahren.
Publiziert: 24.02.2021 um 11:44 Uhr
Abu Walaa, mutmaßlicher Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland, im Oberlandesgericht. Foto: Julian Stratenschulte/dpa Pool/dpa
Foto: JULIAN STRATENSCHULTE

Das Gericht erklärte Abu Walaa wegen Unterstützung und Mitgliedschaft in der Terrororganisation für schuldig. Der 37-jährige Hassprediger aus dem Irak und sein Netzwerk haben nach Überzeugung der Richter junge Leute vor allem im Ruhrgebiet im Land Nordrhein-Westfalen sowie in Niedersachsen radikalisiert und in die IS-Kampfgebiete nach Syrien und in den Irak geschickt.

Abu Walaa war Imam der Moschee des inzwischen verbotenen Vereins «Deutschsprachiger Islamkreis Hildesheim». Ein mitangeklagter Deutsch-Serbe, der acht Jahre Haft erhielt, soll seine Wohnung in Dortmund als Gebetszentrum genutzt und dort auch zeitweise den Islamisten Anis Amri beherbergt haben. Amri verübte 2016 einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin, bei dem zwölf Menschen starben.

Im Verlauf des Prozesses beschäftigte sich das Gericht mit einer langen Reihe weiterer Islamisten, die von dem Dortmunder und einem mitangeklagten Mann aus Duisburg im Hinterzimmer von dessen Reisebüro radikalisiert worden sein sollen. Der Duisburger wurde zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Zwei der Rekrutierten sollen im Irak Selbstmordattentate mit zahlreichen Todesopfern verübt haben.

Für Abu Walaa hatte die Bundesanwaltschaft elfeinhalb Jahre Haft gefordert, für die übrigen Angeklagten zwischen viereinhalb und zehn Jahren. Die Verteidigung hatte dagegen auf Freispruch beziehungsweise deutlich mildere Strafen plädiert.

Unbemerkt von den Sicherheitsbehörden blieb das Tun der Gruppe um Abu Walaa nicht. In Dortmund war regelmässig «Murat» dabei, ein V-Mann des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, der sich auch an die Fersen Amris heftete. Die Bundesanwaltschaft stützte sich auch auf Informationen dieses V-Manns, der für den Prozess aber keine Aussagegenehmigung erhielt. Ihr Kronzeuge war ein junger Mann aus Gelsenkirchen, der als Jugendlicher in islamistische Kreise geriet, sich dann aber vom IS abwandte und mit den Behörden zusammenarbeitete.

Die Verteidigung zog die Glaubwürdigkeit dieses Kronzeugen jedoch in Zweifel. Dem V-Mann warf sie vor, selbst zu Anschlägen angestachelt zu haben. Die Anschuldigungen der Anklage hielt die Verteidigung im Grossen und Ganzen für nicht nachweisbar.

(SDA)

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