Riesen-Wirbel um den Mittelfinger von Yanis Varoufakis. Am Sonntag spielte Günther Jauch dem griechischen Finanzministers ein Video vor, in dem dieser Deutschland den Stinkefinger zeigt. Darauf empörte sich ganz Deutschland über den Rüpel-Minister von Athen.
Dann liess «Neo Magazin Royale»-Moderator Jan Böhmermann heute Nacht eine Bombe platzen: Das Video sei eine Fälschung. Er habe Yanis Varoufakis den Stinkefinger aufgesetzt.
«Lieber Günther Jauch, liebe ARD, liebe Bild-Redaktion, einmal bitte tief durchatmen, vielleicht nehmen Sie sich einen Stuhl, setzen sich hin, Sie müssen jetzt ganz ganz stark sein», beginnt der Satire-Mann.
Dann erklären Techniker und ein Varoufakis-Double, wie die Mittelfinger-Sequenz gefälscht wurde. Sind also Jauch, ARD und «Bild» in die Böhmermann-Falle getappt – oder ist das Stinkefinger-Video echt und der Satiriker führt uns mit seiner Fälschung in die Irre? Diese Frage trieb halb Europa um. Unter dem Hashtag #Varoufake gab es heftige Diskussionen.
Erst gegen Mittag klärte sich die Situation langsam auf. Bild-Chef Kai Diekmann twitterte, dass das ZDF den Hoax am Nachmittag auflösen werde. «Danke für die vertrauliche Vorab-Info! Wir hätten sonst wirklich geglaubt, der Stinkefinger sei gefälscht!», schreibt Diekmann.
Dann äusserte sich das ZDF auch direkt. Programmdirektor Norbert Himmler sagte zu Spiegel Online: «Wir sehen uns gezwungen, das Neo Magazin Royale zukünftig als Satiresendung zu kennzeichnen. Für die Moderation des «heute journals» wird Jan Böhmermann sicherheitshalber vorerst ausgeschlossen.»
Damit bestätigte das ZDF indirekt und auf ironische Weise, dass Böhmermann sich einen Spass erlaubt hat.
Der Gelackmeierte ist damit wieder Yanis Varoufakis. Tatsächlich glaubte er an die Böhmermann-Geschichte. Dass an der Stinkefinger-Szene rumgedoktert worden sei, sagte er schon am Sonntag im Live-Talk mit Günther Jauch. Nach dem Böhmermann-Video fühlte er sich erst recht bestätigt. «Wie wäre es mit einer Entschuldigung, Herr Jauch?», schrieb er auf Twitter.
Gleichzeitig gratulierte er Böhmermann zu seinem Streich: «Humor, Satire und Selbstironie sind gute Mittel gegen blinden Nationalismus. Wir Politiker brauchen Sie dringend.»
Das war wohl auch die Intention von Böhmermann. Am Ende des Videos erklärt er: «Liebe Redaktion von Günther Jauch. Yanis Varoufakis hat Unrecht. Ihr habt das Video nicht gefälscht. Ihr habt einfach das Video nur aus dem Zusammenhang gerissen und einen griechischen Politiker am Stinkefinger durchs Studio gezogen. Damit sich Mutti und Vati abends nach dem Tatort nochmal schön aufregen können. ‹Der Ausländer! Raus aus Europa mit dem! Er ist arm und nimmt uns Deutschen das Geld weg. Das gibt’s ja wohl gar nicht. Wir sind hier die Chefs! So!› Das habt ihr gemacht. Und der Rest ist von uns.» (mad)