ZDF gibt sich kämpferisch
«Wir gehen mit Böhmermann durch alle Instanzen»

Thomas Bellut, Intendant des ZDF, hat seinem Satiriker Jan Böhmermann in er Beleidigungsaffäre um den türkischen Präsidenten Erdogan die volle rechtliche Unterstützung zugesichert.
Publiziert: 16.04.2016 um 09:13 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:00 Uhr
Die deutsche Regierung hat ein Ermittlungsverfahren gegen den ZDF-Satiriker Jan Böhmermann wegen Beleidigung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zugelassen. (Archiv)
Foto: BRITTA PEDERSEN

Das ZDF stellt sich hinter Jan Böhmermann.

Der Satiriker geniesse im Rechtsstreit mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vollen Rechtsschutz des Senders, sagte Intendant Thomas Bellut dem «Spiegel». «Wir gehen mit ihm durch alle Instanzen.»

ZDF-Intendant Thomas Bellut.
Foto: ZVG

Gestern hatte die deutsche Bundesregierung auf Wunsch Ankaras den deutschen Justizbehörden die Ermächtigung erteilt, eine Strafverfahren gegen Böhmermann wegen möglicher Beleidigung des türkischen Staatschefs erteilt.

Böhmermann drohen wegen seines in seiner TV-Show vorgetragenen Schmähgedichts, in dem er Erdogan unter anderem unterstellte «Ziegen zu ficken», bis zu drei Jahre Haft. 

Weiter sagte Bellut, dass auch der zuständige ZDF-Redaktor, der Böhmermanns Gedicht freigegeben hatte, «keinerlei disziplinarische Massnahmen befürchten» müsse. 

Gleichzeitig verteidigte er aber auch seine Entscheidung, die Szene mit Böhmermanns Gedicht aus der ZDF-Mediathek zu entfernen. 

Er habe diesen aufgrund «meines persönlichen moralischen Wertesystems» getroffen, sagte Bellut. Böhmermanns Beitrag halte er für einen Grenzfall. «Man kann das so oder so sehen», sagte er.

Streit in der Koalition

Der von Kanzlerin Angela Merkel verkündete Entscheid der Bunderegierung, das Strafverfahren zuzulassen, hat auch für ein Zerwürfnis in der Grossen Koalition gesorgt.

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Die überstimmten SPD-Minister Frank-Walter Steinmeier und Heiko Maas haben die Entscheidung als falsch kritisiert. Ihre Ressorts hätten «nach sorgfältiger Abwägung» gegen die Erteilung der Ermächtigung gestimmt, so Steinmeier. «Wegen Stimmengleichheit entschied die Stimme der Kanzlerin.»

Auch in den Sozialen Medien sorgte die Entscheidung für heftige Reaktionen. (bau)

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