Zahlreiche mutmassliche Missbrauchsopfer des verstorbenen US-Millionärs Jeffrey Epstein (†66) haben bei einer emotionalen Gerichtsanhörung über ihr Leid berichtet. Vor einem Bundesgericht in Manhattan sagten am Dienstag 16 Frauen aus, sieben weitere Frauen liessen sich von Anwälten vertreten.
«Heute stehen wir zusammen», sagte die Schauspielerin Anouska De Georgiou, die nach eigenen Angaben von Epstein sexuell missbraucht wurde. «Ich werde nicht weiter ein Opfer sein und nicht einen Tag länger schweigen.»
Chauntae Davies schilderte vor Gericht, sie habe sich in einem Krankenhaus zwei Wochen lang übergeben müssen, nachdem sie von Epstein vergewaltigt worden sei. Der Investment-Millionär habe «krankhaft» junge Frauen missbraucht.
Eine andere Frau sagte, sie sei Epsteins «Sklavin» gewesen. «Ich habe mich machtlos und beschämt gefühlt.» Epstein habe gedroht, sie zu töten, sollte sie nicht mehr Jungfrau sein.
Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Der Investmentbanker war bereits 2008 wegen der Prostitution junger Frauen zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden und wurde seitdem als Sexualverbrecher geführt.
Wütend über den Selbstmord Epsteins
Nach einer erneuten Festnahme wurde der 66-Jährige am 10. August tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden. Nach Angaben des US-Justizministeriums nahm er sich das Leben.
Bei einer Verurteilung hätten dem US-Multimillionär, der gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten hatte, bis zu 45 Jahre Haft gedroht.
Mit der Gerichtsanhörung von Dienstag wollte Richter Richard Berman den mutmasslichen Missbrauchsopfern Gelegenheit geben, über ihr Leid zu sprechen, weil es nun nie zu einem Prozess gegen Epstein kommen wird. Er würdigte den «Mut» der Frauen, von denen sich viele nie zuvor öffentlich geäussert hatten.
Die meisten der Frauen zeigten sich wütend darüber, dass Epstein nicht mehr vor Gericht gestellt werden kann. «Ich bin sehr wütend und traurig, weil der Gerechtigkeit in diesem Fall nie Genüge getan wurde», sagte Courtney Wild. Epstein sei ein «Feigling».
Jennifer Araoz sagte, Epstein wolle ihr selbst nach seinem Tod Leid zufügen. Dass sie dem Sexualverbrecher nicht vor Gericht entgegentreten könne, «zerfrisst meine Seele».
Justiz soll Mittäter verfolgen
Die Frauen riefen zudem die Justiz auf, mögliche Mittäter zu verfolgen. «Bitte, bitte, bitte, bringen Sie zu Ende, was sie begonnen haben», sagte Sarah Ransome. «Er hat nicht allein gehandelt.» Epstein habe vielmehr einen internationalen Ring von Frauenhändlern geführt.
In dem Fall sind unter anderem Vorwürfe gegen den britischen Prinzen Andrew und gegen Epsteins frühere Freundin Ghislaine Maxwell laut geworden. Beide haben die Vorwürfe bestritten. (SDA)