Die Teilmobilisierung für den Ukraine-Krieg stockte in Russland von Beginn weg an allen Ecken und Enden. Damit die Befehlshaber im russischen Militär vor Präsident Wladimir Putin (70) trotzdem nicht schlecht aussahen, griffen sie mitunter zu ungewöhnlichen Mitteln.
Wie die russische Tageszeitung «Kommersant» am Dienstag berichtete, musste sich nun Oberst Ivan Mertwischchew wegen Bestechung vor Gericht verantworten. Dieser war für die Überwachung der Rekrutierungsbüros in der Stadt verantwortlich.
Als Mertwischchew bei einem Büro feststellte, dass die Zahlen der Mobilisierung weit unter dem geforderten Soll lagen, griff der Oberst zu ungewöhnlichen Mitteln. Er verlangte vom Leiter des Büros eine Waschmaschine in Wert von rund 1100 Franken. Sollte dieser die Forderung erfüllen, hätte das Büro auch die Inspektion bestanden, so der Deal.
Es drohen bis zu 12 Jahre Knast
Anstatt auf die dreiste Forderung einzugehen, entschied sich der Leiter des Büros, eine Beschwerde beim russischen Geheimdienst FSB einzureichen. Der FSB war als höchste Instanz hauptverantwortlich für die gesamte Mobilisierung.
Am Dienstag stand Mertwischchew vor Gericht und gab seinen Bestechungsversuch zu. Laut dem «Kommersant» steht der Oberst unter Hausarrest und muss mit bis zu 12 Jahren Gefängnis rechnen. Zudem solle untersucht werden, ob Mertwischchew bereits in der Vergangenheit ähnliche Bestechungsversuche unternommen hatte.
Putin räumte Fehler ein
Nach der Mobilmachung im September waren 300.000 zusätzliche Männer für den Armeedienst rekrutiert worden, wie das Verteidigungsministerium in Moskau Anfang Oktober mitgeteilt hatte. Allerdings gab es in verschiedenen russischen Regionen Demonstrationen gegen die Mobilisierung. Hunderttausende Russen flüchteten eilig ins Ausland, um sich dem Armeedienst zu entziehen.
Putin räumte Fehler ein, nachdem bekannt geworden war, dass auch Männer zur Armee eingezogen worden waren, die dafür eigentlich nicht infrage kamen – weil sie studieren oder krank oder zu alt sind. (zis)