Darum gehts
«Du bist gefeuert!» – Donald Trump (78) hat den Spruch in der TV-Sendung «The Apprentice» zu seinem Markenzeichen gemacht. In seiner ersten Amtszeit als US-Präsident hat er unzählige Mitarbeiter entlassen. Auch aktuell ist niemand vor seiner Rache gefeit – ausser Vizepräsident J. D. Vance (40), der vom Volk gewählt wurde.
In Trumps Regierung läuft gerade so einiges schief: Der Handelskrieg mit China wird immer teurer – dazu kommt ein peinliches Info-Leck nach dem anderen. Wann rollen Köpfe? Blickt erklärt, welche prominenten Namen auf Trumps Abschussliste stehen – und wie wahrscheinlich eine baldige Entlassung ist.
Jerome Powell (72), Vorsitzender der US-Notenbank
Trump hat schon mehrmals öffentlich die Entlassung von Fed-Chef Powell gefordert. Am Montag warf er ihm erneut vor, die Zinssätze nicht schnell genug zu senken. Trump nannte Powell «Mr. Zu Spät» und einen «grossen Loser». Zuvor hatte Trump gesagt, Powells Entlassung könne «nicht schnell genug kommen».
Obwohl die Unabhängigkeit der Federal Reserve eine Entlassung erschwert und die Aktienmärkte negativ auf Trumps Kritik an Powell reagieren, könnte Trump versuchen, Powell aus dem Amt zu drängen. Doch am Dienstag folgte plötzlich die Wende: Trump sagte, er habe nicht die Absicht, Powell zu entlassen. Der Präsident betonte nochmals: «Ich würde mir wünschen, dass er seine Idee, die Zinsen zu senken, etwas aktiver umsetzt.» Und: «Es ist der perfekte Zeitpunkt, die Zinsen zu senken.»
Brisanz: Es sah so aus, als wolle Trump Powell loswerden – unmissverständlich, trotz rechtlicher Hürden, die dies verzögern könnten. Nun folgte aber am Dienstag die Aussage in die andere Richtung. Ändert Trump am Mittwoch wieder seine Meinung in Bezug auf Powell? Lange Rede kurz: Ausgang offen.
Pete Hegseth (44), Verteidigungsminister
Schon vor seinem Amtsantritt zog Hegseth Kritik auf sich, weil dem früheren TV-Moderator häusliche Gewalt vorgeworfen wurde. In einer Chatgruppe, in der auch der Chefredaktor des «Atlantic» dabei war, teilte er im März detaillierte Informationen über einen Militärschlag gegen die Huthi im Jemen. Zuletzt wurde bekannt, dass er diese Pläne in einer zweiten Chatgruppe mit seiner Frau, seinem Bruder und seinem Anwalt geteilt hatte.
Erst am letzten Freitag hatte Hegseth mehreren wichtigen Mitarbeitenden im Pentagon gekündigt, was auf Probleme im Amt hindeutet. Bei «Politico» bezeichnete ein ehemaliger Pentagon-Sprecher die Situation als «völlige Kernschmelze». Zwar hat das Weisse Haus einen Bericht von NPR dementiert, wonach das Weisse Haus bereits nach Ersatz suche. Trotzdem machen die Fehltritte Hegseth anfällig für eine baldige Kündigung.
Brisanz: Das neuste Dementi des Weissen Hauses signalisiert Stabilität, aber neue Skandale können ihn gefährden.
Elon Musk (53), Leiter des Department of Government Efficiency
NBC News berichtete Anfang April, Trump habe seinem Kabinett mitgeteilt, dass Musk in den kommenden Monaten zurücktreten werde. Zwar ist dies unbestätigt, es gibt jedoch Spannungen zwischen Musk und Trump. Sichtbar wurden diese, als Musk Trumps Zollpolitik kritisierte und den Zoll-Zar Peter Navarro (75) einen «Idioten» nannte.
Im März kam es gemäss der «New York Times» zu einem grossen Streit zwischen Musk und Aussenminister Marco Rubio (53), worauf Trump die Macht des reichsten Mannes der Welt beschränkte. Musks Rolle ist nicht durch den Senat geschützt, was eine Entlassung erleichtert. Gleichzeitig steht Musk als Tesla-CEO unter grossem Druck – nach enttäuschenden Quartalszahlen und sinkendem Aktienkurs.
Brisanz: Möglicherweise könnte Musk bald freiwillig seinen Posten räumen, um sich auf seine Firmen zu konzentrieren.
Marco Rubio (53), Aussenminister
Aussenminister Rubio ist als konventionellerer Republikaner positioniert, was gelegentlich mit Trumps «America First»-Agenda kollidiert. Gegenüber Russland hat Rubio etwa eine deutlich kritischere Haltung als Trump. Rubio hatte die US-Entwicklungshilfe lange befürwortet, nun musste er die Entwicklungshilfe-Organisation dezimieren.
Sein Engagement für eine aktive US-Aussenpolitik könnte Spannungen mit jenen Kräften hervorrufen, die eher für einen Rückzug der USA plädieren, wie Vizepräsident J. D. Vance.
Brisanz: Rubio gilt als loyal. Differenzen in der Aussenpolitik könnten ihn dennoch gefährden.
Kash Patel (45), FBI-Direktor
Patel gilt als loyaler Trump-Verbündeter. Als FBI-Direktor hat er eine umstrittene Agenda, etwa die Entlassung von Beamten, die an den Ermittlungen zum Kapitol-Angriff vom 6. Januar 2021 beteiligt waren. Seine radikale Haltung und Forderungen, das FBI zu «säubern», kommen bei Trumps Lager zwar an, könnten jedoch rechtliche und politische Gegenreaktionen auslösen. Dies könnte Trump dazu veranlassen, ihn fallen zu lassen.
Trump kehrt auch loyalen Mitarbeitern den Rücken, wenn sie zu viele Kontroversen auslösen. Dies macht Patel anfällig. Im April wurde ihm die Interimsaufsicht über das Amt für Alkohol, Tabak, Feuerwaffen und Sprengstoff (ATF) entzogen.
Brisanz: Patel ist zwar loyal, aber sein aggressiver Kurs könnte ihn zum Sündenbock machen.