Der französische Bergsteiger Yannick Graziani (43) war die letzte Person, die Ueli Steck (†40) lebend sah. BLICK hat den Franzosen, der sich noch immer am Everest befindet, gestern erreicht. In einem E-Mail beschreibt er, wie er den Sonntag, den letzten Tag im Leben von Ueli Steck (†40) erlebte. «Wir verbrachten den Morgen zusammen, assen in meinem Camp noch gemeinsam etwas», beginnt der 43-Jährige.
Steck wollte Graziani mitnehmen
Gemeinsam überquerten Graziani und Steck den spaltenreichen Gletscher zwischen Lager 2 und Lager 3. «Auf dem Weg sahen wir, dass die Route auf den Nuptse (7861 m) sehr gut aussah», erzählt Graziani weiter. Deshalb wollte Steck die Everest-Route verlassen und den Nuptse in Angriff nehmen. Er fragte Graziani, ob der ihn nicht begleiten wolle. «Leider ging das nicht, weil ich für diese Route keine Bewilligung gekauft hatte.»
Deshalb trennten sich die Wege der beiden. «Er sagte, er gehe eben alleine. Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah.» Graziani stieg weiter auf der Everest-Route Richtung Lager 3 auf. Steck hingegen stieg in die Nuptse-Flanke ein. Dort kam es nur wenig später auf etwa 7600 Metern über Meer zum tödlichen Unfall. «Ich bin sehr traurig und möchte Uelis Familie mein Beileid aussprechen», sagt Graziani zu BLICK.
Abschiedszeremonie auf 3860 Meter Höhe
Die engsten Angehörigen haben gestern in Nepal von Ueli Steck Abschied genommen. Die Zeremonie fand beim Kloster Tengboche auf 3860 Meter Höhe statt. Nur Stecks Frau Nicole (39), seine Eltern und Schwiegereltern sowie zwei Bergsteigerfreunde wohnten der Gedenkfeier bei. Einer von ihnen war Kletterpartner Tenji Sherpa. Er sagte anschliessend zu nepalesischen Medien: «Ueli liebte diese Region. Sie war für ihn die zweite Heimat.»
Stecks Familie wird nach einer Woche in die Schweiz zurückkehren. Hier soll bald eine Gedenkfeier für den Verstorbenen stattfinden.